Umgeknickt

Gips doch gar nicht
Einmal auf einem Parkplatz schief auf eine schlecht geteerte Stelle getreten, und zack! Gips, Krücken, demnächst OP, sechs Wochen arbeitsunfähig. Da habe ich selbst gestaunt.

Ich hätte das amerikanische Hotel natürlich auf eine Fantastillion Schadensersatz verklagen können. Wenn ich der Typ dafür wäre. Aber ich möchte lieber an bestimmte unübertragbare Risiken im Leben glauben und nicht, dass es für alles einen Schuldigen geben muss. Also einen fremden Schuldigen. Weil sonst irgendwann niemand mehr niemandem hilft, etwas erlaubt oder anbietet, aus Angst, er könne im Problemfall dafür ruiniert werden.

Ich glaube lieber daran, dass es seinen Sinn mit dieser Verletzung hat. Dass sie womöglich zum richtigen Zeitpunkt passiert. Ich habe mich seitdem eigenartigerweise in jedem Moment geborgen und aufgehoben gefühlt, trotz Schmerzen, anstehender Operation und der Aussicht, die nächsten sechs Wochen nicht normal aufs Klo gehen oder auch nur eine Tasse Kaffee von der Küche ins Wohnzimmer tragen zu können. Nicht nur, weil sich auf der Reise meine Kollegen und jetzt die Möwe liebevoll um mich kümmern.

Okay, mir täglich eine bestimmt 12 mm lange Thrombosespritzenkanüle in Bauch oder Oberschenkel drücken zu müssen ist grauenhaft. Und Duschen vermisse ich jetzt schon. Aber irgendwie spüre ich, dass die Dinge gerade so sind, wie sie sein müssen. Dass alles gut wird. Ich weiß noch nicht wie, aber manchmal ist es womöglich ein gebrochener Fuß, der einen weiter bringt.

[giardino, Montag, 3. August 2009, 22:30] 8951



monolog, Montag, 3. August 2009, 23:55   (Permalink )
"Aber ich möchte lieber an bestimmte unübertragbare Risiken im Leben glauben und nicht, dass es für alles einen Schuldigen geben muss."

Genau so sehe ich das auch. Und trotzdem ist es natürlich keine richtig schöne Sache, sich demnächst operieren zu lassen und lange lahmgelegt zu sein. Ich drücke den Daumen!

Das Ding mit dem umsorgt Sein, das scheint mir allerdings mehr als nachvollziehbar.
(Wir können uns dann virtuell die Hand reichen, Anfang September bin ich auch dran).

giardino, Dienstag, 4. August 2009, 00:17   (Permalink )
Eine schöne Ironie ist ja, dass "mein" Produkt eine Planungssoftware für genau eine solche OP ist, wie ich sie jetzt durchlaufen werde. Ich kann das ganze also auch noch beruflich verwerten, gewissermaßen als Selbststudium. :)

Ohje, du auch? Dann auch schon mal alles Gute!

inez, Dienstag, 4. August 2009, 00:18   (Permalink )
dann mal ...
GUTE BESSERUNG!

vert, Dienstag, 4. August 2009, 15:44   (Permalink )
selten hat sich qualitätsarbeit so gelohnt. (oder sind sie jetzt unfreiwilliger betatester?)
dessen ungeachtet gute besserung. auch wenn es zum rechten zeitpunkt gekommen sein mag - etwas schöneres als operationen gibt es allemal.

kid37, Dienstag, 4. August 2009, 00:18   (Permalink )
Aaaah, was machen Sie denn für Sachen?!? Neulich sah ich Sie noch so munter und agil... Aber ich sag' Ihnen was: Es braucht manchmal diese Warnschüsse. Das sind ja nicht nur Unglücke, das sind ja auch Momente zum Überdenken. Gut, Sie umsorgt zu wissen - seien Sie ein braver Patient. Gute Besserung wünsche ich.

referral, Dienstag, 4. August 2009, 00:20   (Permalink )
Gipsy King.

Dann drücke ich mal fleissig die Daumen, dass das wieder gut wird.

kristof, Dienstag, 4. August 2009, 01:31   (Permalink )
Oh weh! (Schnelle Genesung.)

merlix, Dienstag, 4. August 2009, 08:29   (Permalink )
Kleine Schritte machen. Auch mal gut. Baldige Besserung!

pappnase, Dienstag, 4. August 2009, 09:11   (Permalink )
oha, aber das wird schon wieder.
gute wünsche aus dem rheinland.

bluetenstaub, Dienstag, 4. August 2009, 09:57   (Permalink )
Oh. Gute Besserung! Bleiben Sie so tapfer.

(Bei den sechs Wochen erkenne ich ja eine gewisse Parallele. Nur ohne Gips. Hihi.)

bufflon, Dienstag, 4. August 2009, 10:13   (Permalink )
Ach, herrje, gute Besserung.

cabman, Dienstag, 4. August 2009, 11:06   (Permalink )
Ohje. Gute Besserung und alles so, aber wieso OP? So schlimm?

giardino, Dienstag, 4. August 2009, 11:58   (Permalink )
Bin gerade sehr berührt von den ganzen guten Wünschen. Habt vielen Dank.

@cabman: Das Problem ist eine kräftige Sehne, die am hinteren Knochenfragment hängt (und die auch beim Umknicken den Bruch hervorgerufen hat). Ihr ständiger Zug verhindert ein sauberes Zusammenwachsen, deswegen soll eine Schraube eingesetzt werden, die die Fragmente mit ausreichendem Druck aneinanderzieht.

fluechtig, Dienstag, 4. August 2009, 12:25   (Permalink )
Ist es nicht erstaunlich, gegen welchen Widerstand man die Spitze der Spritze durch die doch anscheinend dünne Haut drücken muss? Ich habe seinerzeit darüber jedesmal gestaunt. Es vermeidet übrigens dieses Brennen, wenn man nach der Desinfektion der Haut einen Moment wartet. So gerät das Desinfektionsmittel nicht beim Spritzen unter die Haut, denn dieses ist es, was das Brennen verursacht.

Gute Besserung und schöne Auszeit.

pappnase, Dienstag, 4. August 2009, 20:39   (Permalink )
ihr link hinter ihrem namen funktioniert nicht

giardino, Mittwoch, 5. August 2009, 13:48   (Permalink )
Guter Hinweis, liebe Flüchtig, das Brennen verschwindet tatsächlich.

diagonale, Dienstag, 4. August 2009, 12:27   (Permalink )
Ach jee! Ich glaube sowas auch: Eine lange Auszeit gibt die Möglichkeit einen anderen Standpunkt einzunehmen und einen anderen Überblick zu bekommen. Der geistige Schritt zurück sozusagen.Vielleicht sind Sie nach den langen Wochen der bürolichen Abstinenz schlauer und wissen für sich, was Sie dagegen unternehmen... und wie und überhaupt.

Kommen Sie jedenfalls wieder gut auf die Beine und lassen Sie sich gut pflegen. Alles Gute!

peddi, Dienstag, 4. August 2009, 17:12   (Permalink )
Oh MannMannMann, 6 Wochen an Krücken habe ich ja gerade hinter mir, dazu 2 OPs und 200! Trombosespritzen im letzen Jahr, ich kann es Ihnen gut nachempfinden und wünsche viel Geduld und gute Genesung, die passende Pflege und richtige Einstellung zu diesem Malheur haben Sie ja zum Glück schon. Sie werden staunen, wie wenig Bein noch übrig ist, wenn der Gips runterkommt, und wie dick die Arme von den Gehstützen werden ;-)

Zum leidigen NichtDuschen, ich habe mir aus der DrogerieBabyabteilung große feuchte Waschlappen mit Aloe und Kamille geholt, damit klappte die tägliche Hygiene ohne großes Theater und Gefährdung des Verbandes.
Ach ja, die ersten Thrombosespritzen kosten ganz schön Überwindung ;) , und wechseln sie bloß täglich die Einstichstelle, ich habe mir unwissend ne schöne Beule (Unterfettgewebeverhärtung) in die Bauchfalte geschossen...

(obwohl, drei links, drei recht, schon ist es wieder da, das längst vermisste sixpack ;-)

giardino, Mittwoch, 5. August 2009, 13:53   (Permalink )
Wie geht es Ihnen denn jetzt? Sind Sie wieder vollständig mobil?

Das mit den Einmalwaschlappen klingt nicht schlecht, das werde ich mal ausprobieren. Ich habe festgestellt, dass ich die Spritzen im Oberschenkel deutlich weniger spüre als im Bauch; ich hoffe mal, da ist erst mal genügend Platz... Und was die Oberarme angeht — ist nicht so, dass ich dort nicht ein paar Muskeln mehr gebrauchen könnte. :)

peddi, Mittwoch, 5. August 2009, 17:52   (Permalink )
Gar nicht so leicht zu beantworten, ihre Fragen. Die Oberschenkelmuskulatur ist immer noch deutlich atropiert und das Knie knarzt und knirscht, aber ich habe volle Beweglichkeit und kann schmerzfrei Radfahren und Spazierengehen, fährt mir jedoch Musik ins Bein, gibt es zur Belohnung für ein paar Tänzchen Schwellung und Baker-Zyste.
Ärzte und Physiotherapeuten sind dennoch ganz begeistert vom Heilungsverlauf, betonen aber auch, dass das Ausheilen der zigfachen Knochenbohrungen und die Gewebeneubildung bis zu einem Jahr dauern kann, und Geduld ist leider nicht so meine Stärke.
Schwer auch, mich vom geliebten BeachVolleyball und Bergwandern endgültig verabschieden zu müssen, denn dieser Ersatzknorpel ist nur begrenzt haltbar und macht Extrembelastungen nicht mit. Jetzt folgt erstmal eine mehrwöchige ganztägige Reha, dann aber hoffe ich, dass das Bein nach einem halben Jahr Pause dem langen Arbeitsalltag wieder standhält.
Sicher bin ich auch, das mein 'erlebter' Schaden, wie auch Ihr Unfall, ohne Zweifel seinen Sinn hat, (auch wenn ich dessen Findung noch nicht gänzlich abgeschlossenen), im Moment schreckt mich jedoch festzustellen, dass trotz gefühlt jugendlicher Energie und jungenhaftem Temperament (mehrere) Teile meines Körpers schon fertig gelebt haben, und ich mich mit der eigenen Endlichkeit beschäftigen muss und mit der Entdeckung der Langsamkeit anfreunden darf ;-)

oops, langer Sermon, sorry, ich bin doch gar nicht das Thema hier ;) also:

Ich drück Ihnen ganz doll die Daumen, auf dass Sie komplikationslos schnell wieder fit werden und einen wie auch immer gearteten Gewinn aus der Geschichte ziehen können!

giardino, Sonntag, 9. August 2009, 16:11   (Permalink )
Ja, diese Gedanken von der eigenen Endlichkeit, sie schleichen sich derzeit auch in meine bislang ungetrübte Unbekümmertheit. Schließlich hatte ich — von einem erst Jahre später entdeckten Schlüsselbeinbruch zur Geburt — noch nie eine größere Verletzung oder Bruch, und vielleicht meinte, das würde vielleicht immer so bleiben. Auch wenn ich im Vergleich zu Ihrer Verletzung verhältnismäßig sanft daran erinnert wurde.

Ich hoffe, Ihre Liebe zu Gomera und ihren Möglichkeiten, sich an Land und zu Wasser zu bewegen, ist wenigstens nicht getrübt, und sie können dort wieder schwimmen und laufen, wie sie es wollen.

Dochdoch, das ist völlig in Ordnung, ich hatte Sie doch danach gefragt.

mark793, Dienstag, 4. August 2009, 20:52   (Permalink )
Oje, vergleichbare Situation liegt bei mir schon mehr als 25 Jahre zurück, aber ich weiß es noch zu gut, wie es war, den Sommer mit Gehgips zu verbringen. Vielleicht war ich damals einer der Pioniere des Selbersetzens der Thrombose-Spritze, das war damals nämlich überhaupt nicht üblich, dass der Patient das selber macht. Aber nachdem eine Schwesternschülerin so langsam und zaghaft damit rumgebohrt hat, sagte ich dann: "Geben Sie her, da machs ichs mir doch lieber selbst."

Ich wünsche Ihnen, dass Sie das beste aus dieser Zeit machen können und dass Ihr Fuß dann wieder voll fit ist.

etosha, Mittwoch, 5. August 2009, 11:00   (Permalink )
Bewundernswert, dass du das so sehen kannst. Damit bleibt dir eine Menge hausgemachtes Leid und Opferblut erspart. Ich wünsch dir das Beste für die weitere Sinnfindung und Genesung.

giardino, Mittwoch, 5. August 2009, 13:48   (Permalink )
@alle: .

pappnase, Donnerstag, 6. August 2009, 00:38   (Permalink )
@alle: .
ist ja wohl der bloghammer, das gibts nur hier...

giardino, Samstag, 8. August 2009, 13:46   (Permalink )
Okay, das war wohl missverständlich. Ich wollte sowas ausdrücken wie: Ich habe eure Kommentare gelesen, vielen Dank, auch wenn ich nicht auf jeden einzelnen antworte. Oder so ähnlich.

Bin gerade zurück aus der Klinik, die OP ist wohl gut verlaufen. Fuß schmerzt jetzt natürlich heftig, aber mit Schmerzmittel und hochlagern geht's. Außerdem ist der neue Gips sehr schick, so in blau.

lunally, Mittwoch, 5. August 2009, 23:49   (Permalink )
Gute Besserung wünsche ich Ihnen. Und viele gute Bücher zum Zeitvertreib, jawohl!

(Sie lasen doch auch den Harry? Kann ich "Das Phänomen Harry Potter" sehr empfehlen. Gerade durch)

giardino, Sonntag, 9. August 2009, 16:15   (Permalink )
Aha, da werde ich mal einen Blick hineinwerfen, danke für den Tipp! (Habe kürzlich angefangen, Mankell-Krimis zu lesen. "Die Rückkehr des Tanzlehrers" habe ich schon aus, "Der Chinese" fesselt mich gerade. Man hat ja sehr viel Zeit mit so einem Bein, egal ob in den letzten Tagen auf Krankenhausfluren oder jetzt zuhause auf dem Sofa.)

lunally, Mittwoch, 12. August 2009, 02:05   (Permalink )
Schöner Text oben zur Seele. Ich überlege gerade was ich Ihnen noch empfehlen kann. Wenns der Mankell tut... Schöner britischer Thriller ist "Die Erfinder des Todes" von Val McDermid. Oder amerikanisch die Reihe von Karin Slaughter, erstes Buch ist Belladonna. Ich bin der Karin leider "entwachsen", zu blutig. Dabei kam kürzlich erst der neueste Band der Serie. Aber ich kann ihn nich mehr lesen. Eigentlich schade, die kann was die Frau. Und ich hoffe, Sie kennen den Kleinen Nick von Goscinny (der von Asterix, Kindergeschichten aus den 60ern, mit zwischen den Zeilen versteckten Feinsinnigkeiten für Erwachsene). So für zwischendurch und weil sie gut für die Seele sind, jawohl.

giardino, Freitag, 14. August 2009, 00:58   (Permalink )
Der kleine Nick (die dicke Ausgabe, die vor einiger Zeit neu aufgelegt wurde) kommt hier regelmäßig zum Einsatz. Und den McDermid habe ich mir notiert. (Allzu blutig muss eigentlich nicht so sein. Heißt die wirklich "Slaughter"? Herrje. :)

lunally, Freitag, 14. August 2009, 02:12   (Permalink )
Ja, die heißt wirklich so. Also McDermid und Slaughter sind beide so mittelschlimm, also ich konnte das gut lesen und manche Stellen vielleicht ein bisschen schneller ;o) Aber die Slaughter hat jetzt im letzten Band mal so richtig... ich habe ja nur noch Auszüge gelesen, geht halt nich mehr. ABer es ist eben einfach wirklich gut geschrieben, beide. Vielleicht haben Sie ja ne Bücherei zum Leihen?

Mieses Karma kennse ja bestimmt auch schon oder? So, von wegen wenns zu blutig wird.

Wie gehtn der Fuß so?

novemberregen, Mittwoch, 5. August 2009, 23:56   (Permalink )
Ohwei, ich wünsche gute Besserung. Schön, dass Sie sich trotzdem wohlfühlen.

midori, Samstag, 8. August 2009, 16:36   (Permalink )
Ohweh, und ich kriege wieder nichts mit....
Daß das Bein jetzt auch sein Gutes hat, kann ich absolut nachvollziehen.
Ich wünsche Ihnen deshalb eine komplikationslose Op, einen ebensolchen Heilungsverlauf und überhaupt und ansonsten eine gute Zeit, so ganz ohne die Arbeit.

grapf, Sonntag, 9. August 2009, 13:40   (Permalink )
Es sich selbst unbequem zu machen, scheint mir auch immer eine erfolgversprechende Therapie. Sollten Sie nur nicht übertreiben!
Damit, keinen Schuldigen zu suchen, zu verklagen oder zu köpfen, schwimmen sie ja schon so heftig gegen den Zeitgeist, daß sie alle Kraft benötigen werden.
Ich wünsche Ihnen in jeder Hinsicht alles Gute und allmähliche Heilung!

giardino, Sonntag, 9. August 2009, 16:18   (Permalink )
Ich bin mir da noch nicht so sicher, ob es ein kraftraubendes Schwimmen gegen den Zeitgeist ist oder vielleicht doch eher im Gegenteil Ausdruck meiner Konfliktscheu und Harmoniebedürftigkeit... ;)

(danke, auch den anderen, die mir gute Besserung wünschen)

arboretum, Freitag, 14. August 2009, 01:10   (Permalink )
Wünsche rasche und vollständige Genesung!

War das etwa ein Wegeunfall? Dann sollten Sie das tunlichst der Berufsgenossenschaft melden. Falls der Knochen später doch einmal Ärger macht. (Zur Info: Die Krankenkassen zahlen für gewöhnlich nur das an Behandlung und Therapie, was nötig ist. Die Berufsgenossenschaften meist das, was erforderlich ist.)

giardino, Freitag, 14. August 2009, 01:39   (Permalink )
Danke.

Ja, das Ganze läuft von Anfang an (also zumindest seit Rückkehr und Diagnose) als Dienstwegeunfall über die BG. Ich vermute, dass ich in der Klinik eines der wenigen Zweibettzimmer bekam, hatte womöglich auch damit zu tun.