Brooklyn-Queens-Expressway
Ich war schon gespannt, was Sufjan Stevens Neues ausgebrütet hatte. Und ein wenig besorgt. Eine sinfonische Hymne an eine hässliche, dauerhaft überlastete New Yorker Stadtautobahn? Klang so, als könnte das gut werden, aber zugleich nach der Aussicht, dass er sich endgültig in der Art Orchester-Flötengewusel verlieren könnte, das von seinen Songs bislang immer in Schach gehalten wurde. Als ich vor einigen Tagen zuerst die CD einlegte, schien sich meine Befürchtung prompt zu bestätigen: Irgendwann ab der Hälfte, nach dem überraschenden Ausflug in die elektronischen Beats wurden die orchestralen Wiederholungen des harmonischen Grundmotivs unerbittlich, als stünde man im Traum auf dem Mittelstreifen einer Autobahn, wollte runter, aber der Verkehrstrom würde einfach nicht mehr abreißen.
Bild: asthmatic kitty records
Am nächsten Tag habe ich mir noch die DVD vorgenommen; mal sehen, was der Film zu bieten hätte. Und plötzlich ergab alles einen Sinn: Ein Panorama aus drei Filmen nebeneinander, Tausende von Super8- und Super16-Schnipseln von Gebäuden, Straßen und Fahrzeugen, gefilmt von Reuben Kleiner und Stevens selbst, der auch Regie führte, arrangiert als Triptychon, in Takt und Stimmung der Musik geschnitten. Oder vielmehr umgekehrt: als Takt- und Stimmungsgeber für die Musik, die als Soundtrack neben und hinter den Film tritt. Grandios, wie alles ruhig fließend anfängt, man diesen Superlativ von Stadt links und rechts des Expressways kennenlernt in diesem typischen New Yorker Licht, Häuser und Verkehr immer schneller vorbeiziehen, nach und nach alles mit immer stärkeren Zeitraffer- und Spiegeleffekten verschwimmt und sich schließlich in einem Gewitter von Lichtkegeln und Verkehrsströmen entlädt. Schräg bleiben nur die vermutlich irgendwie metaphorisch gemeinten, quietschbunten Hoola-Tänzerinnen übrig, die stark an die auch schon mit Buchstaben versehenen Cheerleader erinnern, die Stevens' Illinois-Tour begleiteten.
Was wollte ich noch sagen? Ach ja: Ich will nach New York.
(Auf Youtube gibt es momentan noch eine Playlist mit dem gesamten Werk. Ich empfehle aber das kombinierte CD+DVD-Album, schon weil der Film einen großen Bildschirm braucht; kostet auch nicht mehr als eine normale CD.)
Bild: asthmatic kitty records
Was wollte ich noch sagen? Ach ja: Ich will nach New York.
(Auf Youtube gibt es momentan noch eine Playlist mit dem gesamten Werk. Ich empfehle aber das kombinierte CD+DVD-Album, schon weil der Film einen großen Bildschirm braucht; kostet auch nicht mehr als eine normale CD.)
[giardino, Freitag, 13. November 2009, 20:54] 1353
New York ist schon was; wenn man dann wieder weg ist, ist das aber auch was.
Nach Hause kommen nach dieser Stadt ist eine wirklich gute Erfahrung. Also, war es für mich.
Nach Hause kommen nach dieser Stadt ist eine wirklich gute Erfahrung. Also, war es für mich.
Sich wieder freuen, heimzukommen — ist das nicht der Hauptgrund jeder Reise? ;)
Je nachdem, wo man ist, tut man das aber doch mehr oder weniger :)
Ich fange gerade ganz klein an: mit Michigan.
Oh ja, Michigan ist schön. (Illinoise ist definitiv der Höhepunkt seiner Alben.)