Kräuter
Nachdem die Möwe und ich beide eine Woche frei hatten, musste etwas im Garten geschehen. Apfelbaum und Sträucher schneiden, das Schaukelgerüst der Vorbesitzer beseitigen, neue Sträucher pflanzen und vor allem endlich einen kleinen Wunsch verwirklichen, den wir schon vor Jahren hatten, als der eigene Garten noch weit entfernt war:

Kräuterschnecke
Die 144 Backsteine waren mal eine alte Scheune in der Oberpfalz. Also ein kleiner Teil einer Scheune. Ansonsten glaubt man kaum, dass darin auch noch eine halbe Tonne Kies steckt, darauf Unmengen Erde, vermischt mit Sand und Kies (oben) oder Torf (unten). Unser Kleinwagen war in den vergangenen Tagen jedenfalls mehrfach nahe am zulässigen Gesamtgewicht, und meine Arme sind vermutlich auch etwas länger geworden.

Die Kräuter, von oben nach unten: Rosmarin, Salbei, zwei Sorten Thymian, Oregano, zwei Sorten Basilikum, Majoran, Rauke, Bärlauch, Dill, Petersilie, Schnittlauch, und im kleinen Becken unten Brunnenkresse. Jetzt müssen die nur noch schön wuchern und dann können sie demnächst direkt in unser Essen wachsen. Hach.

[giardino, Freitag, 12. April 2013, 22:52] 84673



arboretum, Freitag, 12. April 2013, 23:00   (Permalink )
Das ist eine sehr schöne Idee. Aber hätte es den Torf unbedingt für die Kräuter gebraucht? Gute Erde ohne Torf ist besser und schont die Moore - Torfabbau zerstört sie. 60 Prozent der ursprünglichen Moore in Europa wurden schon vernichtet.

Wussten Sie, dass die Torfschicht im Moor in einem Jahr durchschnittlich nur um einen Millimeter wächst? Rechnen Sie mal aus, wie lange ein Moor gebraucht hat, um all den Torf zu bilden, der nun in der Kräuterschnecke verbuddelt ist.

giardino, Freitag, 12. April 2013, 23:14   (Permalink )
Uff. Nein, das wusste ich nicht, als ich den kleinen Sack von einem deutschen Hersteller kaufte. Laut Wikipedia werden heute für den Torfabbau in Deutschland auch keine (wie von mir vermutet längst geschützten) Moore mehr vernichtet. Aber sollte ich nochmals Dünger brauchen, werde ich auf etwas Anderes ausweichen.

arboretum, Freitag, 12. April 2013, 23:28   (Permalink )
Das wissen leider sehr viele Leute nicht. In Niedersachsen - wo bisher 95 Prozent des gesamten deutschen Torfabbaus geschah -. will die rot-grüne Regierung jetzt alle Moore unter Schutz stellen. Die vorige Regierung hatte noch große Flächen zum Abbau neu ausgewiesen.

Hier gibt es Infos über torffreies Gärtnern.

sturmfrau, Samstag, 13. April 2013, 16:27   (Permalink )
Torf ist doch davon abgesehen eh sehr sauer. Das verträgt längst nicht jede Pflanze. Ich habe mit dem torfhaltigen Substrat, das ich hier noch als Hinterlassenschaft meines Großvaters säckeweise im Schuppen vorfand, schon die eine oder andere Kübelpflanze nachhaltig verdorben.

Hier in meiner Gegend wird noch recht viel Torfabbau für den Gartenbedarf betrieben. Es ist ein bisweilen recht trostloser Anblick, wie Landschaften von breiten, schnurgeraden Gräben zerfurcht werden, am Rande mal hier und da ein Grüppchen Birken.

Generell fährt man im Garten sicher am besten, wenn man austestet, welche Beschaffenheit der Boden hat, und dort dann auch nur das anbaut, das wirklich von sich aus gut gedeiht. Ich habe hier ganz gute Karten mit mediterranen Kräutern, weil ich ein recht sandiges, warmes Beet an der Schuppenwand habe. Das mögen die sehr und wachsen wie verrückt.

Letztlich finde ich Ihre Kräuterspirale dennoch sehr hübsch. Meine Schwiegermutter hat ihre ganz ähnlich angelegt, ebenfalls mit roten Backsteinen, und sie erntet begeistert daraus. Aber auch bei ihr haben es nicht alle Pflanzen geschafft. Vermutlich wird sich das durchsetzen, was an Ihre Umgebung am besten angepasst ist. Daumen sind gedrückt, dass Ihnen dennoch eine reichhaltige Auswahl bleibt.

giardino, Sonntag, 14. April 2013, 14:23   (Permalink )
Danke, wir sind auch gespannt (reicht das bisschen Schatten für den Bärlauch, kann die Brunnenkresse überleben, etc.). Soviel kann gar nicht kaputtgehen wie das, was uns in den vergangenen Jahren immer wieder auf Küchenfensterbank oder Balkon eingegangen ist.

sturmfrau, Montag, 15. April 2013, 13:38   (Permalink )
So ein bisschen Eingehen und Schwund gehört auch dazu, finde ich. Mir ist auch schon so einiges über den Jordan gegangen. Es wurde hinreichend beweint, aber dann blieb nur noch das, was unter meiner sporadischen Pflege auch weiterhin gedieh. Während meine Freundinnen der Auffassung sind, ich habe einen grünen Daumen, sehe ich das eher anders.

Wird schon, Herr giardino. im Übrigen: Gute Reise.

kaltmamsell, Sonntag, 14. April 2013, 11:49   (Permalink )
Großartig! (Und dass sich bloß nicht die falschen Tierchen davon angesprochen fühlen.) Ich würde mich sehr freuen, die Weiterentwicklung mitzubekommen - ist vielleicht in der Seitenspalte Platz für ein wöchentliches Kräuterschneckenfoto?

giardino, Sonntag, 14. April 2013, 14:23   (Permalink )
Ich werde berichten, versprochen!

arboretum, Montag, 15. April 2013, 13:39   (Permalink )
Wenn Rosmarin, Salbei und Thymian so gedeihen wie im Garten meiner Schwester Rosarium, bauen Sie bald eine zweite Schnecke. :-)

midori, Montag, 15. April 2013, 13:33   (Permalink )
Wunderschön!

giardino, Donnerstag, 25. April 2013, 11:35   (Permalink )
Update nach zwei WOchen: Der Dill war nach wenigen Tagen verschwunden, samt Spuren drumherum, die auf ein Tier schließen ließen. Also entweder hat unsere Gartenmaus (die gibt es wirklich) ein Faible für Dill, oder irgendeiner der derzeit heftig in Bauaktivitäten vertieften Vögel fand, dass dieses längliche Kraut ein hervorragend duftendes Nistmaterial abgab. Wir werden nochmal einen Versuch starten, allerdings mit nicht ganz so dünnen Pflänzchen.
Der Bärlauch schien auch angegriffen worden zu sein, es fehlen Blätter. Alles andere ist sehr gut angegangen; der Salbei ganz besonders prachtvoll, aber auch Rosmarin, Thymiane, Oregano, Basilika und Rauke haben gut zugelegt, und die Brunnenkresse in ihrem Bassin wuchert geradezu. Der Schnittlauch ist noch etwas dünne, scheint sich aber zumindest auch schon festgesetzt zu haben.

kaltmamsell, Donnerstag, 25. April 2013, 15:34   (Permalink )
Wunderschön, das gedeiht sichtlich.

giardino, Sonntag, 12. Mai 2013, 19:19   (Permalink )
Update nach einem Monat: Alles wächst und gedeiht beziehungsweise wuchert.

Alles? Nein, auch im zweiten Versuch haben Dill und Petersilie keine Chance. Da mitten in die Erde (auf Höhe des Bärlauchs) eines morgens ein ganzes Loch gegraben und fein säuberlich-kuschelig mit Schnittlauch ausgelegt worden war, darf man dahinter inzwischen wohl Mäuse vermuten. Der Schnittlauch wächst gerade wieder nach, während Petersilie und Dill offenbar jede Nacht frisch abgefressen werden. (seufz)
Wir lassen die unteren Sorten jetzt erst mal, wie sie sind. Den Bärlauch haben wir in eine andere Ecke des Gartens unter Sträucher gepflanzt und stattdessen eine Lakritz-Tagetes eingesetzt, die würzig-lecker schmeckt und nach Geschmacksexperimenten schreit. Zwischen Basilikum und Oregano war außerdem noch Platz für einen Büschel Bohnenkraut.

Im Haus keimt außerdem noch etwas Kapuzinerkresse, die wir außen vor die Schneckenmauer pflanzen wollen, damit sie mit ihren Blüten entlangranken kann.