Und sonst
Eine Woche Urlaub geht zuende. Urprünglich sollte das unsere seit Jahren geplante Städtereise durch Thüringen werden. Aber angesichts jetzt schon fast aller bis Juli verplanter Wochenenden sowie Geschäfts-, Chor- und Seminarreisen war klar, dass wir dann ein weiteres Jahr überhaupt nichts im Garten würden tun können außer einem bisschen Rasenmähen.

Ich glaube, ich hatte es schon einmal erwähnt; entgegen Blog- und Nicknamen bin ich ein ziemlicher Gartenlegastheniker (die Möwe ist erfahrener mit der Pflege von Balkonkräutern und -Gemüse, aber auch nicht wirklich Expertin). So lasen wir im Vorfeld Bücher über Kräuter, über richtigen Obstbaumschnitt und über Gartenpflege für Anfänger, machten To-Do- und Einkaufslisten, nur um diese Woche wieder unzählige Male ratlos im Garten sowie in verschiedenen Garten- und Baumärkten zu stehen und uns zu fragen: Brauchen wir das? Schaffen wir das? Geht das nicht einfacher? Und billiger? Jetzt haben wir uns so durchgewühlt, ich könnte zumindest schon ein kleines Laiengespräch über richtigen Apfelbaumschnitt führen (»Also die Vorbesitzer hatten offenbar ü-ber-haupt keinen Schimmer, schauen Sie mal diese Konkurrenztriebe im Innern der Krone...«), die Schnecke sieht viel schöner aus als viele Fotos, die man so im Internet findet, und es ist irgendwie auch schön, mal wieder zu spüren, aus welchen Muskeln man so besteht. Tröstlich auch, dass unsere Nachbarn mit ihrem super gepflegten, professionell tröpfelschlauchbewässerten Kleingärtchen zugaben, ebenfalls bis zu ihrem Einzug vor vielen Jahren keinerlei Ahnung von Gärten gehabt zu haben, es besteht also noch Hoffnung. Überhaupt bot die Schnecke und unsere tägliche Gartenpräsenz mal wieder einen Anknüpfungspunkt für Nachbarschaftspflege per Schwätzchen an den Zäunen, nachdem wir vergangenes Jahr hauptsächlich mit dem Hausinneren und unseren Jobs beschäftigt waren.

Morgen abend dann beginnt eine Reise nach China, zum ersten Mal, für neun Tage. Zunächst auf eine Messe nach Shenzhen, dann ein paar Tage in Shanghai zu unserer lokalen Niederlassung, samt einem Kundenbesuch vor Ort. Mit überhaupt keiner Ahnung von Sprache und nur rudimentärem Wissen über die Kultur im Gepäck wird das ein kleines Abenteuer. Ich bin ganz froh, dass ein Kollege und bester Freund aus Studientagen, der schon öfter dort war, auf dem Hinflug dabei ist, schon allein für die Hinreise über Hongkong plus Fähre nach Shenzhen. Mal sehen, ob ich mich auch ein wenig alleine in die jeweilige Stadt traue, oder im Wesentlichen die wenige freie Zeit im Hotel für mich brauchen werde.

Das ist eins meiner Grundprobleme, vor allem auf der Arbeit aber manchmal auch privat, ich brauche täglich viel Zeit für mich, meinen inneren Ruhepunkt zu finden und mich nicht wie auf Autopilot zu fühlen; Kommunikation, vor allem akustische, macht mich schnell müde und fahrig. Auf Familienfesten muss ich mich alle 2-3 Stunden für eine Weile zurückziehen, genauso bin ich am Ende eines Bürotags voller Meetings geschafft und kann kaum noch zuhören. Z. B. auf einer Reise von Kollegen auch noch abends zu irgendetwas eingeladen zu werden ist für mich daher eher anstrengend, so sehr ich das als Zeichen der Gastfreundschaft schätze und eigentlich auch gerne etwas erlebe. Und manchmal vermute ich, dass meine Angst vor der Aussicht, nicht ausreichend Zeit für mich zu haben, vielleicht schlimmer ist als die eigentliche Situation. Sich-abgrenzen-Können gehört ja prinzipiell nicht zu meinen Stärken.

Aber vielleicht raffe ich mich ja auf, um zumindest für dieses Blog ein paar Eindrücke mitbringen zu können, die über Flugzeuge und -Häfen, Kongresszentren und Hotels hinausgehen. Mal sehen, ob ich überhaupt Internet habe. Bis dann!

[giardino, Sonntag, 14. April 2013, 13:17] 410



lunally, Freitag, 10. Mai 2013, 22:44   (Permalink )
Ich kann das so nachvollziehen mit dem sich zurückziehen müssen, soviel zeit für sich brauchen müssen. Und ich kann das sehr gut, bin da sehr klar. Und jetzt gerade brauch ich das gegenteil, kann eher nicht allein sein und such mir überall verabredungen zur ablenkung. Das leben ist doch seltsam.