Dienstag, 18. Oktober 2011
Kreta, Tag 13-14einhalb
15.10.
Das Wetter sieht gut aus, wir fahren nach Chania, um uns auf dem Wochenmarkt für das Wochenende zu versorgen und noch das Altstadtviertel östlich des Hafens zu sehen, das wir bisher nur gestreift haben. Der Wochenmarkt besteht aus einer Ecke mit Kleidung und Schuhen und ansonsten einer sehr langen Straße, an der sich ein Obst- und Gemüsestand an den anderen reiht, nur unterbrochen von einigen Käse- und wenigen Fischständen. Allesamt bieten sie lokale und vermutlich selbst geerntete Erzeugnisse an, keiner verkauft irgendetwas Zugekauftes wie z. B. Tropenfrüchte, alles sieht ein wenig unperfekt aber sehr, sehr lecker aus und riecht appetitlich. Wir sind nahezu die einzigen Touristen, hier kaufen Einheimische und tragen Obst und Gemüse in großen Mengen und Tüten davon. An uns Zweien, die wir nur noch für zwei Essen zu zweit einkaufen, werden die Händler nicht gerade glücklich, aber wir dafür umso mehr. Vor allem die zwei Rotbrassen sind prächtig. Fleisch gibt es hier allerdings keines, doch beim Metzger im Supermarkt werden wir später noch schöne Lammkoteletts finden.
Die Altstadtviertel nahe dem Wochenmarkt scheinen viel weniger von Touristen überlaufen; auf einem zentralen, von vielen Bäumen überdachten Platz sitzen in den Cafés hauptsächlich Einwohner, um nach den Wocheneinkäufen bei einem kalten Kaffee ein Pläuschchen zu halten. Am Rande steht eine Kirche, die zunächst von Dominikanermönchen ohne Turm gebaut wurde. Von Türken wurde sie dann während ihrer Besatzung zur Moschee umfunktioniert und mit einem Minarett versehen. Nachdem die Türken vertrieben waren, wurde sie dann griechisch-orthodox und man spendete ihr noch einen Glockenturm dazu. Sehr kurios, und wie ich finde auch ganz schön entspannt — könnte man sich in Bayern vorstellen, dass sie das Minarett stehen gelassen hätten?
Wir schlendern noch ein wenig durch die Mittagshitze; die Möwe findet in einer kleinen Juwelierwerkstatt ein schönes Armband, und wir erfahren vom sehr sympathischen, älteren Besitzer etwas über seine Familie, die früher vom Olivenölhandel lebte, zu Zeiten, als es noch vergleichbar wertvoll war wie heute die Edelmetalle. Und er erzählt, dass die Zeiten, in denen kretischen Bauern Empfehlungen folgten, Olivenbäume auszureißen und irgendwas Kulturfremdes anzubauen, langsam vorbei seien und man sich wieder auf das besinne, wofür Kreta seit dreitausend Jahren im Mittelmeerraum bekannt sei: Olivenöl, Wein und Töpferei.
Zurück zuhause fängt es an zu regnen und wir werden von den streunenden Kätzchen empfangen; wir hatten das Apartment auf Bitte der Betreiber gewechselt, damit sie in dem vorherigen Haus renovieren konnten, und dafür eines mit teilweise überdachter Terrasse bekommen, unter der unser Wäscheständer mit den Strandtüchern jetzt einen kuscheligen und trockenen Platz bot. Wir braten uns die Lammkoteletts und essen dazu Salat.
16.10.
Sonntagmorgen, das Wetter ist bedeckt nach einer ganzen Nacht Regen. Als es ein wenig trockener wird, fahren wir etwa 70 km weiter östlich ins Städtchen Rethimnon. Als wir dort sind, scheint die Sonne und macht sich über unsere Kleidung lustig. Der Ort ist deutlich touristischer, es sind auch gefühlt deutlich mehr Touristen unterwegs als in Chania, aber die Gässchen und der kleine venezianische Hafen sind auch ausgesprochen schön. Mitten in der Stadt entdecken wir außerdem ein arabisches Atomkraftwerk aus dem 17. Jahrhundert. Wir beschließen, die lt. Reiseführer eigentlich obligatorische Festungsbesichtigung sein zu lassen, essen eine Kleinigkeit und fahren, als es wieder zuzieht, zurück nach Hause.
Das war dann auch das letzte Mal, dass wir die Sonne gesehen haben sollten; von Sonntag mittag bis zum Abflug am Montag regnete es in einem durch, und es wurde auch kühler, so dass wir uns im Apartment in unsere Bettüberwurfdecken mummelten. Das Internet ging auch nicht mehr, und alle anderen Gäste der Anlage schienen verschwunden zu sein. Abends braten wir uns den Fisch im Backofen auf Kartoffeln, Möhren und Knoblauch, und die Kätzchen draußen, die mittlerweile Dauergäste auf unserer Terrasse sind, bekommen ein paar Reste, die sie begeistert verputzen.
17.10.
Abreisetag. Wir wachen auf, es regnet ohne Unterlass, auf dem Wäscheständer haben zwei Kätzchen offenbar die ganze Nacht aneinandergekuschelt verbracht. Ich frage Jannis, den Sowaswiehausmeister der Anlage, als er Poolbar und Sonnenschirme zusammenpackt, was mit dem Internet los sei. Er zeigt auf mich und macht eine ausladende Geste mit den Armen: »Hotel finish!« Ah, wir werden heute also wirklich die letzten Gäste in diesem Jahr sein. Der Pool ist schon halb abgelassen, die Liegen abgeräumt, und drinnen packen wir unsere Siebensachen.
Wenn die frierenden, hungrigen Kätzchen nicht wären. Wir fahren nochmal zum Supermarkt, kaufen für uns Gebäck zum Frühstück und für sie eine Dose Katzenfutter (Huhn), das wir den vier Rackern auf einer Zeitung servieren. Eine Viertelstunde lang futtern sie sich durch das Fleisch, bis sie offenbar wirklich alle satt sind. Nachdem sie sich geputzt haben, kommen sie von alleine eine nach der anderen auf meinen Schoß geklettert, schmiegen sich aneinander und schlummern selig ein. Während es regnet und ein kühler Wind weht, wärmen mich vier kleine Kätzchen (und ich sie), sie schnurren und sehen glücklich aus, und weil das so wundervoll ist, und weil ich daran denken muss, dass sie vielleicht für lange Zeit zum letzten Mal von einem Menschen so reichlich gefüttert und geborgen werden, bekomme ich feuchte Augen, und ich sitze noch lange da ohne mich zu bewegen, bis mir die Beine anfangen zu zittern.
Im strömenden Regen fahren wir schließlich zum Flughafen, bis uns das Flugzeug erlöst und zurück in die Heimat trägt. Der Flug war nicht so erfreulich, aber das ist eine andere Geschichte, und es bleibt die Erinnerung an zwei Wochen auf einer schönen und eindrücklichen Insel, im letzten Zipfel des Sommers in Europa.
Das Wetter sieht gut aus, wir fahren nach Chania, um uns auf dem Wochenmarkt für das Wochenende zu versorgen und noch das Altstadtviertel östlich des Hafens zu sehen, das wir bisher nur gestreift haben. Der Wochenmarkt besteht aus einer Ecke mit Kleidung und Schuhen und ansonsten einer sehr langen Straße, an der sich ein Obst- und Gemüsestand an den anderen reiht, nur unterbrochen von einigen Käse- und wenigen Fischständen. Allesamt bieten sie lokale und vermutlich selbst geerntete Erzeugnisse an, keiner verkauft irgendetwas Zugekauftes wie z. B. Tropenfrüchte, alles sieht ein wenig unperfekt aber sehr, sehr lecker aus und riecht appetitlich. Wir sind nahezu die einzigen Touristen, hier kaufen Einheimische und tragen Obst und Gemüse in großen Mengen und Tüten davon. An uns Zweien, die wir nur noch für zwei Essen zu zweit einkaufen, werden die Händler nicht gerade glücklich, aber wir dafür umso mehr. Vor allem die zwei Rotbrassen sind prächtig. Fleisch gibt es hier allerdings keines, doch beim Metzger im Supermarkt werden wir später noch schöne Lammkoteletts finden.
Die Altstadtviertel nahe dem Wochenmarkt scheinen viel weniger von Touristen überlaufen; auf einem zentralen, von vielen Bäumen überdachten Platz sitzen in den Cafés hauptsächlich Einwohner, um nach den Wocheneinkäufen bei einem kalten Kaffee ein Pläuschchen zu halten. Am Rande steht eine Kirche, die zunächst von Dominikanermönchen ohne Turm gebaut wurde. Von Türken wurde sie dann während ihrer Besatzung zur Moschee umfunktioniert und mit einem Minarett versehen. Nachdem die Türken vertrieben waren, wurde sie dann griechisch-orthodox und man spendete ihr noch einen Glockenturm dazu. Sehr kurios, und wie ich finde auch ganz schön entspannt — könnte man sich in Bayern vorstellen, dass sie das Minarett stehen gelassen hätten?
Zurück zuhause fängt es an zu regnen und wir werden von den streunenden Kätzchen empfangen; wir hatten das Apartment auf Bitte der Betreiber gewechselt, damit sie in dem vorherigen Haus renovieren konnten, und dafür eines mit teilweise überdachter Terrasse bekommen, unter der unser Wäscheständer mit den Strandtüchern jetzt einen kuscheligen und trockenen Platz bot. Wir braten uns die Lammkoteletts und essen dazu Salat.
16.10.
Sonntagmorgen, das Wetter ist bedeckt nach einer ganzen Nacht Regen. Als es ein wenig trockener wird, fahren wir etwa 70 km weiter östlich ins Städtchen Rethimnon. Als wir dort sind, scheint die Sonne und macht sich über unsere Kleidung lustig. Der Ort ist deutlich touristischer, es sind auch gefühlt deutlich mehr Touristen unterwegs als in Chania, aber die Gässchen und der kleine venezianische Hafen sind auch ausgesprochen schön. Mitten in der Stadt entdecken wir außerdem ein arabisches Atomkraftwerk aus dem 17. Jahrhundert. Wir beschließen, die lt. Reiseführer eigentlich obligatorische Festungsbesichtigung sein zu lassen, essen eine Kleinigkeit und fahren, als es wieder zuzieht, zurück nach Hause.
17.10.
Abreisetag. Wir wachen auf, es regnet ohne Unterlass, auf dem Wäscheständer haben zwei Kätzchen offenbar die ganze Nacht aneinandergekuschelt verbracht. Ich frage Jannis, den Sowaswiehausmeister der Anlage, als er Poolbar und Sonnenschirme zusammenpackt, was mit dem Internet los sei. Er zeigt auf mich und macht eine ausladende Geste mit den Armen: »Hotel finish!« Ah, wir werden heute also wirklich die letzten Gäste in diesem Jahr sein. Der Pool ist schon halb abgelassen, die Liegen abgeräumt, und drinnen packen wir unsere Siebensachen.
Wenn die frierenden, hungrigen Kätzchen nicht wären. Wir fahren nochmal zum Supermarkt, kaufen für uns Gebäck zum Frühstück und für sie eine Dose Katzenfutter (Huhn), das wir den vier Rackern auf einer Zeitung servieren. Eine Viertelstunde lang futtern sie sich durch das Fleisch, bis sie offenbar wirklich alle satt sind. Nachdem sie sich geputzt haben, kommen sie von alleine eine nach der anderen auf meinen Schoß geklettert, schmiegen sich aneinander und schlummern selig ein. Während es regnet und ein kühler Wind weht, wärmen mich vier kleine Kätzchen (und ich sie), sie schnurren und sehen glücklich aus, und weil das so wundervoll ist, und weil ich daran denken muss, dass sie vielleicht für lange Zeit zum letzten Mal von einem Menschen so reichlich gefüttert und geborgen werden, bekomme ich feuchte Augen, und ich sitze noch lange da ohne mich zu bewegen, bis mir die Beine anfangen zu zittern.
[giardino, 22:22] Permalink (2 Kommentare) 1128
Freitag, 14. Oktober 2011
Kreta, Tag 12 (Nachtrag)
In unserer Apartmentanlage wachsen ja alle möglichen Bäume, unter anderem auch — durchaus ortstypisch — Granatäpfel und Zitronen, die zurzeit reife Früchte tragen, um die sich aber niemand zu kümmern scheint. Außer uns. Duftenden Thymian haben sie auch noch in ein paar Töpfen herumstehen. So haben wir heute abend mit zum Teil direkt vor der Wohnungstür geernteten Zutaten kochen können. Ist das nicht fantastisch? Und der Rest sind ebenfalls lokale, kretische Produkte.
Feta mit Olivenöl, Honig und Thymian:
Einen guten Teelöffel flüssigem Honig, zwei bis drei Teelöffel Olivenöl und eine Prise Salz gut verrühren, über den Feta träufeln und mit Rosmarin (bzw. hier: Thymian) bestreuen. Schmeckt super mit allen Arten von Schaf- oder Ziegen(frisch)käsen.
Gebackene Auberginen mit Joghurt und Granatapfelkernen (leicht abgewandelt nach einem Rezept aus dem tollen Kochbuch von Ottolenghi): Auberginen (hier haben wir mal die weißen ausprobiert, aber ehrlicherweise keinen großen Unterschied geschmeckt) der Länge nach halbieren, die Schnittflächen kreuzweise einschneiden und mit mehreren Esslöffeln Olivenöl beträufeln, das in den Einschnitten versickert. Salzen, Pfeffern, ab in den Backofen bei so ungefähr 180-200 Grad, bis sie hellbraun und weich sind. In der Zwischenzeit griechischen Joghurt (10% Fett) mit zerdrücktem Knoblauch, Salz, Pfeffer, Zitronensaft und ggf. einem Stück geraspelter Gurke zu einer Art Tsatziki anrühren. Die fertigen Auberginen mit Thymianblättchen bestreuen, den Joghurt darauf verteilen und darauf Granatapfelkerne. Schmeckt so toll wie es aussieht.
Dazu passen ein gutes Brot und Abendsonne.
Einen guten Teelöffel flüssigem Honig, zwei bis drei Teelöffel Olivenöl und eine Prise Salz gut verrühren, über den Feta träufeln und mit Rosmarin (bzw. hier: Thymian) bestreuen. Schmeckt super mit allen Arten von Schaf- oder Ziegen(frisch)käsen.
Gebackene Auberginen mit Joghurt und Granatapfelkernen (leicht abgewandelt nach einem Rezept aus dem tollen Kochbuch von Ottolenghi): Auberginen (hier haben wir mal die weißen ausprobiert, aber ehrlicherweise keinen großen Unterschied geschmeckt) der Länge nach halbieren, die Schnittflächen kreuzweise einschneiden und mit mehreren Esslöffeln Olivenöl beträufeln, das in den Einschnitten versickert. Salzen, Pfeffern, ab in den Backofen bei so ungefähr 180-200 Grad, bis sie hellbraun und weich sind. In der Zwischenzeit griechischen Joghurt (10% Fett) mit zerdrücktem Knoblauch, Salz, Pfeffer, Zitronensaft und ggf. einem Stück geraspelter Gurke zu einer Art Tsatziki anrühren. Die fertigen Auberginen mit Thymianblättchen bestreuen, den Joghurt darauf verteilen und darauf Granatapfelkerne. Schmeckt so toll wie es aussieht.
Dazu passen ein gutes Brot und Abendsonne.
[giardino, 21:44] Permalink (3 Kommentare) 1251
Kreta, Tag 11-12
[giardino, 17:19] Permalink (3 Kommentare) 1424
Mittwoch, 12. Oktober 2011
Kreta, Tag 8-10
10.10.
Das Wetter kann sich nicht recht für irgendwas entscheiden, deswegen entscheiden wir uns, das am Vortag geschlossene Kloster samt der dahinter liegenden Schlucht aufzusuchen. Das Kloster ist schon wieder geschlossen, diesmal außer der Reihe wegen irgendeines griechischen Grundes, den wir auf dem Zettel an der Tür nicht entziffern können. Dann eben nicht. Wir laufen ganz alleine den Weg dahinter hinunter, zwischen nur mit einigen Sträuchern und Olivenbäumen getupften, ansonsten kahlen Hängen, deren staubige Sommerhitze auch jetzt im Oktober noch gut zu erahnen ist. Zuerst gelangen wir an eine Tropfsteinhöhle, aufgrund eines klobigen Stalagmiten in der Mitte Bärenhöhle genannt, wo man in den Eingang gleich noch eine kleine Marienkapelle gebaut hat, in der es modrig riecht und — natürlich — ein paar Ikonen hängen. Weiter bergab geht es zu den Überresten eines weiteren Klosters aus dem 17. Jahrhundert, das man kühn über die Schlucht gebaut hat, und das mal wieder die Frage aufwirft: Warum gründet man Klöster so oft völlig abseits aller Wege und Versorgungsmöglichkeiten in der Einöde? Schon klar, Gottesnähe und so, aber ist das nicht ein bisschen gemogelt? Ich meine, ohne Internet, andere Menschen oder sonst irgendein Leben um mich herum werde ich auch ohne Probleme fromm sein, aber eine besondere Leistung ist das sicher nicht. Aber ich tue mich ohnehin schwer mit den weltferneren Orden.
Hinter der Ruine stapfen wir noch einen weiteren Kilometer mitten durch eine wunderbare Schlucht zwischen Felswänden, in der nur ab und zu einige störrische Bäume Schatten spenden, bis hinunter an eine steinige Bucht mit grünblauem Bilderbuchmeer. Abgesehen von unseren Schritten und ein paar Vogellauten ist es in der Schlucht bis dorthin völlig still. Nur ein paar Ziegen grasen auf den Felshängen und ignorieren unsere Kontaktversuche (verfolgen uns später auf dem Rückweg aber mit vorwurfsvollen Schreien bis fast zur Klosterruine zurück). Was für ein wunderbarer Tag, so ganz allein in einer unwirklichen Felslandschaft zu laufen; der ziemlich anstrengende Aufstieg zurück war es mehr als wert.
Im Apartment essen wir eine Kleinigkeit und beschließen am späteren Nachmittag noch, mit dem Auto ein paar Orte in der Bucht von Souda abzuklappern. Leider funken uns heftige Regenschauer dazwischen, die Nachsaisontristesse mit vielen geschlossenen oder unbesuchten Lokalen tut ihr Übriges, so dass wir schließlich im Regen und Dunkeln eher enttäuscht wieder nach Hause fahren und ein paar Orte kennen, die wir wohl auch bei Sonnenschein nicht unbedingt besuchen müssen.
11.10.
Regenschauer, Wind, es wird irgendwie nicht besser. Oder doch? Immerhin schon zwanzig Minuten Sonne. In dem Moment, wo wir beschließen, uns trotzig an den Pool zu legen, ist es damit natürlich vorbei. Die Möwe geht irgendwann frierend wieder ins Apartment, ich halte noch verbissen eine Weile aus, bis mich schließlich ein Schauer überzeugt.
Am späten Nachmittag fahren wir noch nach Chania, um den Tag nicht völlig ungenutzt verstreichen zu lassen. Es geht ein Wind, das Meer am venezianischen Hafen wogt und schwappt auf die Promenade, wir kaufen schöne T-Shirts für meine Jungs und zwei auch für mich, einen Silberanhänger als Geschenk für eine Freundin, essen in einem der vielen Lokale am Hafen: die Möwe eine Meeresfrüchteplatte, ich eine ganz furchtbar klischee-griechische Grillplatte — ich hatte mir Fleischhunger eingebildet, aber eigentlich hätten mir dann das Lammkotelett, die kleine, würzige Bratwurst und vor allem die leckeren frittierten Kartoffelstücke völlig gereicht.
Noch ein längerer Spaziergang durch die Altstadt, bis es dunkel wird und wieder regnet. Im Dunkeln zurück nach Hause; ich beginne offenbar, mich in den Straßen der Gegend auszukennen und an die hiesige, eher kreative Fahrweise zu gewöhnen. Gutes Gefühl, sich grob zurechtzufinden.
Wir planen für den nächsten Tag eine 8km-Wanderung durch die Imbros-Schlucht im Süden der Insel. Mal sehen, ob das Wetter mitspielt. Sämtliche Wetterportale haben wir inzwischen abgeschrieben, nachdem sie dort stets mehrmals täglich ihre Prognosen für die Insel komplett umschreiben und es am Ende doch anders kommt.
12.10.
8:00 Uhr, ich schaue raus: Wolken und Regen. Lege mich wieder hin.
8:30 Uhr, Möwe schaut raus: Wolken und Sonnenschein. Wir beschließen, schnell zu frühstücken und loszufahren. Um kurz vor 11 Uhr kommen wir nach kurvenreicher Überquerung der weißen Berge an der grandios bergigen, nur spärlich besiedelten Südküste bei schönem Wetter an. Wir warten auf den Bus, der uns pünktlich (Fahrplan am Tag vorher online gecheckt - es lebe das umsonste WLAN!) zurück hoch zum ca. 10 Kilometer entfernten und ca. 650 Meter höher gelegenen Imbros mitnimmt. Die folgenden zweieinhalb Stunden laufen wir durch die immer enger werdende Schlucht, nicht ganz so einsam wie zwei Tage zuvor, es sind wohl ein-zwei Gruppen und einige Pärchen und Familien unterwegs, aber die meiste Zeit sind wir doch für uns, wie wir über Fels und Geröll und Stein usf. das Tal hinabsteigen, die Felswände neben uns immer höher und ungefähr zur Mitte der Strecke sogar nur noch bis auf Armlänge entfernt. Leider begleitet von ständigem leichten Regen, der ungefähr nachdem wir eine halbe Stunde in die Schlucht hinein hin einsetzt. Aber sonst ist es einfach großartig, in dieser Schlucht, zwischen diesen hunderte Meter hohen Felswänden und den knorrigen, tollen Bäumen auf dem Weg zu wandern, und wir sind sogar froh, nicht im Juli oder August hier zu sein, wo die Temperaturen hier unten wohl auch schon mal 35-40 Grad betragen sollen.
Die letzten zwei Kilometer freuen wir uns schon darauf, irgenwann wieder festen Asphalt unter den Füßen haben zu werden. Die weiteren anderthalb dann noch bis zum Auto auf die belegten Brote. Mann, so gut haben ein Schinken- und Käsebrot, bei Regen im Auto gegessen, selten geschmeckt.
Wir fahren gleich noch die letzten vier Kilometer weiter bis Chora Sfakion, was auf allen Kretakarten als großer Ort erscheint, sich aber als ein winzigkleines Hafenörtchen am Ende der Welt entpuppt, das im Wesentlichen aus Tavernen besteht, die sich eine neben der anderen um die Touristen bemüht, die hier täglich von der Fähre ausgespuckt werden, nachdem sie die andere, noch längere Wanderung durch die Samaria-Schlucht absolviert haben und dann per Boot (es gibt keinen Landweg) hierher verfrachtet wurden, von wo aus sie mit dem Bus nach Chania zurück fahren.
Trotz ziemlich tourimäßigem Café den bislang besten Cappuccino der Insel getrunken und die überhaupt weltbeste, warme (!), superfluffige Rosinenschnecke gegessen. Auch der hausgemachte Frischkäsekuchen war 1A. Wir prangern an, dass das Café so weit weg liegt.
Über die Serpentinen die weißen Berge hoch und in 75 Minuten wieder zurück nach Chania, zwischendurch erneut auf der Landstraße herumtrottenden Schafen und Ziegen ausweichen müssen. Heute hat die Möwe Fleischhunger, wir kaufen auf dem Rückweg ein Rindersteak. Wir kommen geschafft an, ich springe in den recht ähm, frischen Pool, danach warme Dusche, Abendessen, bloggen. Toller Tag. Wir beschließen, dass es jetzt auch mal wieder etwas wärmer und trockener werden darf.
Das Wetter kann sich nicht recht für irgendwas entscheiden, deswegen entscheiden wir uns, das am Vortag geschlossene Kloster samt der dahinter liegenden Schlucht aufzusuchen. Das Kloster ist schon wieder geschlossen, diesmal außer der Reihe wegen irgendeines griechischen Grundes, den wir auf dem Zettel an der Tür nicht entziffern können. Dann eben nicht. Wir laufen ganz alleine den Weg dahinter hinunter, zwischen nur mit einigen Sträuchern und Olivenbäumen getupften, ansonsten kahlen Hängen, deren staubige Sommerhitze auch jetzt im Oktober noch gut zu erahnen ist. Zuerst gelangen wir an eine Tropfsteinhöhle, aufgrund eines klobigen Stalagmiten in der Mitte Bärenhöhle genannt, wo man in den Eingang gleich noch eine kleine Marienkapelle gebaut hat, in der es modrig riecht und — natürlich — ein paar Ikonen hängen. Weiter bergab geht es zu den Überresten eines weiteren Klosters aus dem 17. Jahrhundert, das man kühn über die Schlucht gebaut hat, und das mal wieder die Frage aufwirft: Warum gründet man Klöster so oft völlig abseits aller Wege und Versorgungsmöglichkeiten in der Einöde? Schon klar, Gottesnähe und so, aber ist das nicht ein bisschen gemogelt? Ich meine, ohne Internet, andere Menschen oder sonst irgendein Leben um mich herum werde ich auch ohne Probleme fromm sein, aber eine besondere Leistung ist das sicher nicht. Aber ich tue mich ohnehin schwer mit den weltferneren Orden.
Im Apartment essen wir eine Kleinigkeit und beschließen am späteren Nachmittag noch, mit dem Auto ein paar Orte in der Bucht von Souda abzuklappern. Leider funken uns heftige Regenschauer dazwischen, die Nachsaisontristesse mit vielen geschlossenen oder unbesuchten Lokalen tut ihr Übriges, so dass wir schließlich im Regen und Dunkeln eher enttäuscht wieder nach Hause fahren und ein paar Orte kennen, die wir wohl auch bei Sonnenschein nicht unbedingt besuchen müssen.
11.10.
Regenschauer, Wind, es wird irgendwie nicht besser. Oder doch? Immerhin schon zwanzig Minuten Sonne. In dem Moment, wo wir beschließen, uns trotzig an den Pool zu legen, ist es damit natürlich vorbei. Die Möwe geht irgendwann frierend wieder ins Apartment, ich halte noch verbissen eine Weile aus, bis mich schließlich ein Schauer überzeugt.
Am späten Nachmittag fahren wir noch nach Chania, um den Tag nicht völlig ungenutzt verstreichen zu lassen. Es geht ein Wind, das Meer am venezianischen Hafen wogt und schwappt auf die Promenade, wir kaufen schöne T-Shirts für meine Jungs und zwei auch für mich, einen Silberanhänger als Geschenk für eine Freundin, essen in einem der vielen Lokale am Hafen: die Möwe eine Meeresfrüchteplatte, ich eine ganz furchtbar klischee-griechische Grillplatte — ich hatte mir Fleischhunger eingebildet, aber eigentlich hätten mir dann das Lammkotelett, die kleine, würzige Bratwurst und vor allem die leckeren frittierten Kartoffelstücke völlig gereicht.
Wir planen für den nächsten Tag eine 8km-Wanderung durch die Imbros-Schlucht im Süden der Insel. Mal sehen, ob das Wetter mitspielt. Sämtliche Wetterportale haben wir inzwischen abgeschrieben, nachdem sie dort stets mehrmals täglich ihre Prognosen für die Insel komplett umschreiben und es am Ende doch anders kommt.
12.10.
8:00 Uhr, ich schaue raus: Wolken und Regen. Lege mich wieder hin.
8:30 Uhr, Möwe schaut raus: Wolken und Sonnenschein. Wir beschließen, schnell zu frühstücken und loszufahren. Um kurz vor 11 Uhr kommen wir nach kurvenreicher Überquerung der weißen Berge an der grandios bergigen, nur spärlich besiedelten Südküste bei schönem Wetter an. Wir warten auf den Bus, der uns pünktlich (Fahrplan am Tag vorher online gecheckt - es lebe das umsonste WLAN!) zurück hoch zum ca. 10 Kilometer entfernten und ca. 650 Meter höher gelegenen Imbros mitnimmt. Die folgenden zweieinhalb Stunden laufen wir durch die immer enger werdende Schlucht, nicht ganz so einsam wie zwei Tage zuvor, es sind wohl ein-zwei Gruppen und einige Pärchen und Familien unterwegs, aber die meiste Zeit sind wir doch für uns, wie wir über Fels und Geröll und Stein usf. das Tal hinabsteigen, die Felswände neben uns immer höher und ungefähr zur Mitte der Strecke sogar nur noch bis auf Armlänge entfernt. Leider begleitet von ständigem leichten Regen, der ungefähr nachdem wir eine halbe Stunde in die Schlucht hinein hin einsetzt. Aber sonst ist es einfach großartig, in dieser Schlucht, zwischen diesen hunderte Meter hohen Felswänden und den knorrigen, tollen Bäumen auf dem Weg zu wandern, und wir sind sogar froh, nicht im Juli oder August hier zu sein, wo die Temperaturen hier unten wohl auch schon mal 35-40 Grad betragen sollen.
Wir fahren gleich noch die letzten vier Kilometer weiter bis Chora Sfakion, was auf allen Kretakarten als großer Ort erscheint, sich aber als ein winzigkleines Hafenörtchen am Ende der Welt entpuppt, das im Wesentlichen aus Tavernen besteht, die sich eine neben der anderen um die Touristen bemüht, die hier täglich von der Fähre ausgespuckt werden, nachdem sie die andere, noch längere Wanderung durch die Samaria-Schlucht absolviert haben und dann per Boot (es gibt keinen Landweg) hierher verfrachtet wurden, von wo aus sie mit dem Bus nach Chania zurück fahren.
Trotz ziemlich tourimäßigem Café den bislang besten Cappuccino der Insel getrunken und die überhaupt weltbeste, warme (!), superfluffige Rosinenschnecke gegessen. Auch der hausgemachte Frischkäsekuchen war 1A. Wir prangern an, dass das Café so weit weg liegt.
Über die Serpentinen die weißen Berge hoch und in 75 Minuten wieder zurück nach Chania, zwischendurch erneut auf der Landstraße herumtrottenden Schafen und Ziegen ausweichen müssen. Heute hat die Möwe Fleischhunger, wir kaufen auf dem Rückweg ein Rindersteak. Wir kommen geschafft an, ich springe in den recht ähm, frischen Pool, danach warme Dusche, Abendessen, bloggen. Toller Tag. Wir beschließen, dass es jetzt auch mal wieder etwas wärmer und trockener werden darf.
[giardino, 20:43] Permalink (2 Kommentare) 1234
Sonntag, 9. Oktober 2011
Kreta, Tag 6-7
8.10.
Nach frühem Frühstück kommt der Autovermietungsmensch und bringt den Kleinwagen vorbei. Bei überraschend schönem Wetter fahren wir zum ersten Mal nach Chania; der quirlige Samstagmorgenverkehr, vor allem Motorroller, die unbekümmert und ohne Abstand um einen herum schwärmen, und eine etwas lückenhafte Beschilderung fordern volle Konzentration. Schließlich erreichen wir eine Tiefgarage, die wohl ein schlauer Geschäftsmann als Touri-Falle aufgestellt hat. Wir ignorieren die Mondpreise und sind froh, das Auto abgestellt zu haben.
Was für eine Schönheit, diese Stadt! Seit knapp fünfeinhalb tausend Jahren siedeln hier Menschen, und alle möglichen Völker und Herrscher haben Spuren ihrer Kultur hinterlassen: Römer, Hellenen, Araber, Osmanen, Venezianer — all das fügt sich in einer Gelassenheit und Lebendigkeit zusammen, als habe es immer schon zusammen gehört. Vor allem die Altstadtgässchen mit ihren vielen kleinen Läden sind wunderbar, und selbst die touristische Vollverwertung kann der Schönheit des venezianischen Hafens nichts anhaben.
Wir schlendern natürlich erst einmal durch die große Markthalle, wo wir uns später vor der Heimfahrt mit Gebäck und frischem Fisch eindecken werden, und dann durch alle möglichen Altstadtgässchen, werfen den Blick in eine vor Ornamenten, Lüstern und Ikonen überbordenden orthodoxen Kathedrale, trinken einen Cappuccino in einer italienischen Eisdiele, bestaunen Hüte älterer englischer Urlauberinnen, schütteln uns ein wenig über die beworbene Fish Foot Spa Therapy oder so ähnlich, wo man die Füße in ein Bassin halten und von irgendwelchen Fischen abgestorbene Hautpartikel abnagen lassen soll (Isa hätte das sicher sofort gemacht Nachtrag: Isa hat es gemacht!), und ich kaufe in der arabisch anmutenden Ledergasse neue Sandalen.
Mittags zieht es zu, und auf dem Weg über die Markthalle finden wir auch noch einen Carrefour-Supermarkt, wo wir fürs Wochenende einkaufen (Sonntags sind die Läden komplett zu — für Mittelmeerländer auch eher ungewöhnlich) und feststellen, dass unsere Lebensmittel-Preisbeobachtung vom ersten Tag womöglich doch auch ein bisschen mit dem Phänomen kleiner Supermarkt in kleinem Örtchen zu tun haben könnte. Bleibt die Feststellung, dass auch Preise auf deutschem Niveau für die hiesige Bevölkerung immer noch ein Mehr an prozentualer Kaufkraft bedeuten.
Auf der Heimfahrt nachmittags zieht es schon zu; innerhalb kurzer Zeit wird es richtig stürmisch und es fängt an zu regnen. Wir braten uns eine große Dorade zusammen mit Knoblauch und Spinat und lassen eine Menge Mücken ins Apartment, mit denen ich mich in der Nacht noch länger vergnügen sollte. Auf der Fensterbank draußen rollt sich eines der streunenden Wohnanlagenkätzchen ein und schläft, geschützt vor Regen und Wind.
9.10.
Weiter sehr windig und wolkig, in einer Regenpause fahren wir ins nahe Kloster Agia Triada. Von außen eher eckig und unscheinbar, finden wir innen einen idyllischen Hof, Mauern und eschereske Treppen und Rundbögen ganz in warmen Orange-Braun-Tönen, mit farblich dazu passenden kleinen Katzen, vielen Blumen, Obstbäumen und kleinen Bänken, alles ganz wunderbar gestaltet und mit der entscheidenden Prise Unordnung, die man in einem vergleichbaren Kloster bei uns nicht finden würde, die es aber umso freundlicher und einladender machen. Die Klosterkirche (Fotografierverbot) wiederum bildmächtig voller großer und kleiner Ikonen und mit Blau und Sternen ausgemalten Kuppeln, dass man ganz demütig und still wird.
Wir fahren zu einem weiteren, nahe gelegenen Kloster auf einer schmalen Piste die Hügel hinauf, es ist aber über Mittag geschlossen, und als wir oben sind, fängt es so richtig zu regnen an; trotz Regenjacke macht es nicht mehr so wirklich Spaß, hier herumzulaufen, und wir beschließen, zurück nach Hause zu fahren und ein andermal zurückzukehren, um den Wanderpfad durch eine Schlucht vom Kloster bis runter zum Meer zu laufen. Am Parkplatz schneiden wir einige Bündel wilden Thymians ab, winzigblättrig und dickzweigig, dessen unglaubliches Aroma uns unmittelbar beim Öffnen der Autotür schon entgegenschlug.
Der Dorfstrand, an dem am Morgen noch ein paar Unbeirrbare gebadet hatten, liegt jetzt endgültig verlassen da, auch wenn die Strandbarbesitzerin weiter optimistisch Musik laufen lässt und einsam auf Kunden wartet.
Wir braten uns Koteletts mit dem Thymian, dazu gibt es Salat. Den Rest des Tages und Abends verbringen wir mit Lesen, Rätseln und Spielen, und in einer Regenpause sitzen wir unten an den Felsen und genießen den windigen Sonnenuntergang.
Nach frühem Frühstück kommt der Autovermietungsmensch und bringt den Kleinwagen vorbei. Bei überraschend schönem Wetter fahren wir zum ersten Mal nach Chania; der quirlige Samstagmorgenverkehr, vor allem Motorroller, die unbekümmert und ohne Abstand um einen herum schwärmen, und eine etwas lückenhafte Beschilderung fordern volle Konzentration. Schließlich erreichen wir eine Tiefgarage, die wohl ein schlauer Geschäftsmann als Touri-Falle aufgestellt hat. Wir ignorieren die Mondpreise und sind froh, das Auto abgestellt zu haben.
Wir schlendern natürlich erst einmal durch die große Markthalle, wo wir uns später vor der Heimfahrt mit Gebäck und frischem Fisch eindecken werden, und dann durch alle möglichen Altstadtgässchen, werfen den Blick in eine vor Ornamenten, Lüstern und Ikonen überbordenden orthodoxen Kathedrale, trinken einen Cappuccino in einer italienischen Eisdiele, bestaunen Hüte älterer englischer Urlauberinnen, schütteln uns ein wenig über die beworbene Fish Foot Spa Therapy oder so ähnlich, wo man die Füße in ein Bassin halten und von irgendwelchen Fischen abgestorbene Hautpartikel abnagen lassen soll (
Mittags zieht es zu, und auf dem Weg über die Markthalle finden wir auch noch einen Carrefour-Supermarkt, wo wir fürs Wochenende einkaufen (Sonntags sind die Läden komplett zu — für Mittelmeerländer auch eher ungewöhnlich) und feststellen, dass unsere Lebensmittel-Preisbeobachtung vom ersten Tag womöglich doch auch ein bisschen mit dem Phänomen kleiner Supermarkt in kleinem Örtchen zu tun haben könnte. Bleibt die Feststellung, dass auch Preise auf deutschem Niveau für die hiesige Bevölkerung immer noch ein Mehr an prozentualer Kaufkraft bedeuten.
Auf der Heimfahrt nachmittags zieht es schon zu; innerhalb kurzer Zeit wird es richtig stürmisch und es fängt an zu regnen. Wir braten uns eine große Dorade zusammen mit Knoblauch und Spinat und lassen eine Menge Mücken ins Apartment, mit denen ich mich in der Nacht noch länger vergnügen sollte. Auf der Fensterbank draußen rollt sich eines der streunenden Wohnanlagenkätzchen ein und schläft, geschützt vor Regen und Wind.
9.10.
Weiter sehr windig und wolkig, in einer Regenpause fahren wir ins nahe Kloster Agia Triada. Von außen eher eckig und unscheinbar, finden wir innen einen idyllischen Hof, Mauern und eschereske Treppen und Rundbögen ganz in warmen Orange-Braun-Tönen, mit farblich dazu passenden kleinen Katzen, vielen Blumen, Obstbäumen und kleinen Bänken, alles ganz wunderbar gestaltet und mit der entscheidenden Prise Unordnung, die man in einem vergleichbaren Kloster bei uns nicht finden würde, die es aber umso freundlicher und einladender machen. Die Klosterkirche (Fotografierverbot) wiederum bildmächtig voller großer und kleiner Ikonen und mit Blau und Sternen ausgemalten Kuppeln, dass man ganz demütig und still wird.
Der Dorfstrand, an dem am Morgen noch ein paar Unbeirrbare gebadet hatten, liegt jetzt endgültig verlassen da, auch wenn die Strandbarbesitzerin weiter optimistisch Musik laufen lässt und einsam auf Kunden wartet.
[giardino, 17:17] Permalink (3 Kommentare) 2059
Freitag, 7. Oktober 2011
Kreta, Tag 1-5
3.10.
Relativ kurzfristig gebucht, zum ersten Mal Kreta — der Flug sollte nicht allzuviel kosten und wir wollten noch einen Zipfel vom verlorenen Sommer zurück — und wieder so, wie wir am liebsten urlauben: als Selbstverpfleger in einer Ferienwohnung. Am Montag nachmittag angekommen in der Nähe von Chania, das Wetter war leicht bewölkt aber wunderbar mild, und die kleine Anlage mit ein, zwei Dutzend Apartments gefiel uns auf Anhieb richtig gut. Zwar mit Pool und dazugehöriger Bar, täglicher Zimmerreinigung und regelmäßiger frischer Wäsche diesmal deutlich touristischer als beispielsweise eine Ferienwohnung in einer Gasse inmitten von Einheimischen, aber angesichts der dezenten, schön in die felsig-hügelige Landschaft eingepassten Architektur, der freundlichen Angestellten und des offenen Charakters überhaupt nicht hermetisch und Club-mäßig.
Unser derzeitiges Zuhause für zwei Wochen. Sehr schnucklig.
Als erstes den 1,5 Kilometer entfernten Supermarkt angesteuert und im zweiten Anlauf sogar gefunden, nachdem wir beim ersten Mal kurz vor dem Ziel nee, hier geht's nicht weiter denkend einmal komplett umgekehrt waren. Im Supermarkt sehr bestürzt festgestellt, wie unglaublich teuer die Lebensmittel sind, deutlich teurer als in Deutschland. Nicht wegen unserer eigenen Geldbörse, sondern angesichts der Tatsache, dass die meisten Einheimischen sicher nur den Bruchteil eines deutschen Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben und damit relativ zu ihrer Kaufkraft wohl ein Vielfaches fürs tägliche Leben ausgeben müssen. Nur frisches Obst und Gemüse sind mit Standardpreisen unter oder rund um einem Euro pro Kilo preiswert, immerhin.
Uns mit 6erpack Wasserflaschen, Öl, Milch, Salz, Zucker, Brot, Käse, Oliven, Bier, Joghurt, Obst, Gemüse und was man sonst noch als Grundausstattung für eine komplett leere Küche so braucht hügelrunter-hügelrauf zurückgeschleppt. Im Freien auf unserer kleinen Terrasse sehr klassisch zu Abend gegessen: Brot, Feta, Oliven, Tomaten, beäugt und bemaunzt von einem Wurf kleiner, streunender Katzen.
In der Abenddämmerung den zur Anlage gehörenden kleinen Weg runter zu den Felsen gelaufen und Füße ins Wasser gehalten.
4.10. - 6.10.
Durchweg traumhaftes Wetter bei 25-27 Grad und kräftigem Sonnenschein. Am 100 Meter entfernten, putzigen Sandstrand des Orts gelegen. Am Pool gelegen. Bei Mondschein gebadet. Gemüse gegessen, mit und ohne Nudeln. Griechischen Joghurt (genau, den Guten mit 10%) mit reingebrockten Honig-Nüssen gegessen. Salat gegessen. Immer nur draußen, nie drinnen. Mücken gejagt, trotzdem gestochen worden. Geschlafen, gerätselt, gebadet, gegessen, gelesen.
Von den auf dem militärischen Teil des Flughafens Chania von früh bis spät startenden und landenden US-Militärflugzeugen — große, langsame Aufklärungsflugzeuge und vor allem viele donnernd-fauchende Kampfjets, teilweise im Minutentakt — daran erinnert worden, dass ja eine Flugviertelstunde von hier immer noch gekämpft wird. Sehr merkwürdiger Gedanke, den ich zwischendurch auch konsequent verdränge.
Das Meer hier rauscht nicht, es plätschert und gluckst und spiegelt friedlich vor sich hin.
7.10.
Langsam ist die totale, urlaubstypische Grundmüdigkeit der ersten Tage vorbei. Die Lust, etwas von der Gegend zu entdecken, wächst, man fängt an, im Reiseführer zu blättern, und wir beschließen, den Mietwagen doch schon ab Samstag früh zu buchen, anstatt irgendwann Anfang der Woche. Zum ersten Mal auch Lust, vielleicht was zu bloggen.
Den Morgen am Strand, den Mittag am Pool in großer Hitze verbracht. Nachmittags dann Wind, erste Wolken, noch mehr Wind, und mit einem Mal kommt unten am Wasser unterhalb der Anlage Gischt und so etwas wie ein Atlantik-Feeling auf. Versuche, mir einzuprägen wie wunderbar es ist, mit Kaffeetasse auf einem Felsen zu sitzen und Wind und Meerluft zu atmen.
Die nächsten Tage soll das Wetter erst einmal bewölkt und wahrscheinlich sogar regnerisch bleiben — sieht so aus, als käme uns der Mietwagen da gerade recht, um auf Besichtigungstour zu gehen.
der Himmel heute abend
Relativ kurzfristig gebucht, zum ersten Mal Kreta — der Flug sollte nicht allzuviel kosten und wir wollten noch einen Zipfel vom verlorenen Sommer zurück — und wieder so, wie wir am liebsten urlauben: als Selbstverpfleger in einer Ferienwohnung. Am Montag nachmittag angekommen in der Nähe von Chania, das Wetter war leicht bewölkt aber wunderbar mild, und die kleine Anlage mit ein, zwei Dutzend Apartments gefiel uns auf Anhieb richtig gut. Zwar mit Pool und dazugehöriger Bar, täglicher Zimmerreinigung und regelmäßiger frischer Wäsche diesmal deutlich touristischer als beispielsweise eine Ferienwohnung in einer Gasse inmitten von Einheimischen, aber angesichts der dezenten, schön in die felsig-hügelige Landschaft eingepassten Architektur, der freundlichen Angestellten und des offenen Charakters überhaupt nicht hermetisch und Club-mäßig.
Unser derzeitiges Zuhause für zwei Wochen. Sehr schnucklig.
Uns mit 6erpack Wasserflaschen, Öl, Milch, Salz, Zucker, Brot, Käse, Oliven, Bier, Joghurt, Obst, Gemüse und was man sonst noch als Grundausstattung für eine komplett leere Küche so braucht hügelrunter-hügelrauf zurückgeschleppt. Im Freien auf unserer kleinen Terrasse sehr klassisch zu Abend gegessen: Brot, Feta, Oliven, Tomaten, beäugt und bemaunzt von einem Wurf kleiner, streunender Katzen.
In der Abenddämmerung den zur Anlage gehörenden kleinen Weg runter zu den Felsen gelaufen und Füße ins Wasser gehalten.
4.10. - 6.10.
Durchweg traumhaftes Wetter bei 25-27 Grad und kräftigem Sonnenschein. Am 100 Meter entfernten, putzigen Sandstrand des Orts gelegen. Am Pool gelegen. Bei Mondschein gebadet. Gemüse gegessen, mit und ohne Nudeln. Griechischen Joghurt (genau, den Guten mit 10%) mit reingebrockten Honig-Nüssen gegessen. Salat gegessen. Immer nur draußen, nie drinnen. Mücken gejagt, trotzdem gestochen worden. Geschlafen, gerätselt, gebadet, gegessen, gelesen.
Das Meer hier rauscht nicht, es plätschert und gluckst und spiegelt friedlich vor sich hin.
7.10.
Langsam ist die totale, urlaubstypische Grundmüdigkeit der ersten Tage vorbei. Die Lust, etwas von der Gegend zu entdecken, wächst, man fängt an, im Reiseführer zu blättern, und wir beschließen, den Mietwagen doch schon ab Samstag früh zu buchen, anstatt irgendwann Anfang der Woche. Zum ersten Mal auch Lust, vielleicht was zu bloggen.
Den Morgen am Strand, den Mittag am Pool in großer Hitze verbracht. Nachmittags dann Wind, erste Wolken, noch mehr Wind, und mit einem Mal kommt unten am Wasser unterhalb der Anlage Gischt und so etwas wie ein Atlantik-Feeling auf. Versuche, mir einzuprägen wie wunderbar es ist, mit Kaffeetasse auf einem Felsen zu sitzen und Wind und Meerluft zu atmen.
Die nächsten Tage soll das Wetter erst einmal bewölkt und wahrscheinlich sogar regnerisch bleiben — sieht so aus, als käme uns der Mietwagen da gerade recht, um auf Besichtigungstour zu gehen.
der Himmel heute abend
[giardino, 20:59] Permalink (5 Kommentare) 1481