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Samstag, 10. Mai 2014
re:publica 2014 – kleine Video-Nachlese
In dieser Woche fand die re:publica in Berlin statt, wo wieder einmal mehrere Tage lang auf verschiedenen Bühnen parallel die unterschiedlichsten Themen zu Netz, Gesellschaft, Medien und Wirtschaft diskutiert wurden. Da es unmöglich ist, all das anzuschauen (zeitlich, interessensmäßig, aber auch technisch – nur ein Teil der Vorträge ist als Stream auf Youtube dokumentiert), hier ein paar Empfehlungen aus der kleinen Zahl von Veranstaltungen, die ich in den letzten Tagen angeschaut habe.
Wenn ich schon ein paar Stunden damit verbracht habe, solltet ihr vielleicht auch was davon haben.
Sascha Lobo – Rede zur Lage der Nation [Video 70 min]
Das kann man als Auftaktrede zur re:publica verstehen, eine echte Predigt an die Netzgemeinde, in der Lobo seiner Enttäuschung und Wut Luft macht – aber nicht nur darüber, dass die Geheimdienste das Internet kaputt gemacht haben, sondern vor allem auch über die offensichtliche Unfähigkeit der Netzgemeinde*, dem irgendetwas entgegenzusetzen, von einem positiven und konstruktiven Gegenentwurf bis hin zur Finanzierung dringend notwendiger Lobbyarbeit in punkto digitaler Bürgerrechte. Er vergleicht die Situation mit dem LBV in Bayern, der ein Vielfaches der Gelder und Ressourcen für den Vogelschutz einnimmt, um sich beispielsweise um die Bekassine zu kümmern.
Etwas anstrengender Vortrag, auch, weil Lobo selbst stark angespannt wirkt, aber sehenswert – nicht nur wie immer wegen seines Humors, sondern weil er einen Impuls gab, der offenbar in viele andere Vorträge hineinwirkte.
*: Yasmina Banaszczuk hat einen eigenen Vortrag "Get Real, Netzgemeinde" gehalten, in dem sie dem Wesen und Definition dieser Gruppe auf den Grund geht. Leider ist das Video nicht online, und der Audiostream davon akustisch so vermurkst, dass ich ihm nicht folgen konnte. Hätte ich gerne gesehen.
Felix Schwenzel – Wie ich lernte, die Überwachung zu lieben [Video 40 min]
Wie auch schon Lobo (auf den er sich natürlich mehrfach bezieht) versucht auch ix, Gedanken und Schritte zu formulieren, mit denen wir raus aus der Misere um die Überwachung und der daraus resultierenden Lähmung und Enttäuschung kommen können. Dazu vergleicht er das Internet z. B. mit dem Auto, das auch viel Zeit und technologische Neuerungen gebraucht habe, bis es so sicher, komfortabel und nutzbar werden konnte. Auch wenn ich diese Analogie eher nicht so passend finde, weil sie die machtpolitischen Ursachen des Überwachungswahns ausblendet (es gibt große Kräfte, die auch weiter wollen, dass das Internet so kaputt bleibt) – ix schafft es wie immer, gute Gedanken ausgesprochen unterhaltsam zu präsentieren.
Viktor Mayer-Schönberger – Freiheit und Vorhersage: Über die ethischen Grenzen von Big Data [Video 57 min]
Der Oxford-Professor für Internet Governance erklärt eindringlich, was Big Data ist, warum es unseren Begriff von (Lebens-)Zeit verändert und was so gefährlich und unmenschlich daran ist, aus Daten Schlüsse über das zukünftige Verhalten eines Individuums zu ziehen.
Hannah Fry - Predicting a Riot [Video 10 min]
Der Talk selbst ist leider auch nicht online, aber es gibt z. B. dieses gleichnamige Video, in dem die Mathematikerin erklärt, anhand welcher Modelle sie versucht, Muster in sozialen Unruhen zu finden und zu analysieren, die der Polizei helfen sollen, Voraussagen über Ort, Zeit und Personen der nächsten Attacken zu treffen und entsprechend entgegenzuwirken. Damit das genaue Gegenstück zum vorherigen Vortrag.
Laurie Penny – Networked Consent: Dreaming and Desire in the 21st Century [Video 57 min]
Die Journalistin und Aktivistin versucht, den Veränderungen und Möglichkeiten auf den Grund zu gehen, die das Netz heute Aktivisten und unterschiedlichsten Gruppierungen bietet. So begeistert und begeisternd ihr Vortrag irgendwie ist, ein wenig fehlte mir, worauf er letztlich hinaus wollte. Was ich außerdem nicht glaube, ist, dass unsere Form repräsentativer Demokratie erst in neuerer Zeit fehlerhaft und an vielen Stellen unglaubwürdig geworden ist. Mit Blick zum Beispiel auf Nachkriegsdeutschland im Vergleich zu heute glaube ich, dass das Netz anhand der vielen individuellen Stimmen und Geschichten nur mehr und mehr offen legt, wo unsere Machtapparate (seit jeher) nicht wirklich in unserem Sinne agieren, wo Menschen an den Folgen von Politik leiden, und dass es alle Reaktionen darauf deutlich verstärkt.
Ich glaube, anhand dieses und des vorhergehenden Beitrags insbesondere auch wahrzunehmen, wieviel verhärteter die gesellschaftlichen Fronten in Großbritannien sind – auf der einen Seite diejenigen, die rein auf die Symptome sozialer Unruhen fokussieren, und auf der anderen Seite die Enttäuschten und Wütenden, die jedes Vertrauen in Politik verloren haben.
Teresa Bücker – Burnout & Broken Comment Culture [Video 30 min]
Weiter mit dem Thema Online-Aktivismus. Einer der besten Vorträge, die ich bis jetzt gesehen habe. Die Journalistin und Social-Media-Referentin der SPD-Bundestagsfraktion geht der Frage nach, was es heißt, sich im Netz zu engagieren, warum viele dabei ausbrennen und sich zurückziehen, was Gruppen von Netzaktivistinnen tun bzw. nicht tun sollten, um breitenwirksam und schlagkräftig zu werden und wie sie der Gefahr entgehen, durch ausschließendes Verhalten mögliche Mitstreiterinnen vor den Kopf zu stoßen. Ein Appell, die eigenen Urteile über Andere immer wieder zu hinterfragen und die gemeinsamen Energien für das zu bündeln, was einem am Herzen liegt. Satz für Satz durchdacht und klug.
Lucie Höhler – History Repeating? Wenn Nerds Geschichte schreiben [Video 25 min]
Die Online-Redakteurin und Medienwissenschaftlerin spricht über Wissenschafts- und neuere Technikgeschichte, ihre Reflektion in Büchern und Filmen, und wie insbesondere Frauen darin buchstäblich unsichtbar gemacht oder marginalisiert wurden zugunsten tief verankerter Erzählmotive von männlichen Tüftlerhelden, ob als geniale Buddies oder als geniale Gegner. Spannend und ebenfalls ein Lieblingsbeitrag.
Journelle - Beyond Porn oder Die digitale sexuelle Revolution [Video 44 min]
Journelle zeigt auf, wie das Internet die Produktion und die Rezeption sexueller Inhalte von grundauf verändert hat, um warum sie das für eine positive Entwicklung hält. Zum Beispiel, weil Sexarbeiter zunehmend aus der Schmuddelecke herauskommen, Menschen sich ganz anders informieren und ihre Erfahrungen austauschen können und vor allem Frauen von diesem neuen Zugang profitieren. Nachdenkenswert – auch die Punkte in der anschließenden Diskussion, die aus dem Publikum zum Thema Jugendschutz angesprochen werden.
Eva Horn - Entlieben in Social Media [Video 43 min]
Eva Horn betrachtet, welche Konsequenzen eine Trennung von Freunden oder Partnern speziell in sozialen Medien nach sich ziehen kann, in denen man sich ja oft nicht ganz so einfach aus dem Weg gehen kann. Braucht man eine Social Media Strategy für die Zeit danach? Lustige Aufbereitung eines meist nicht sehr lustigen Themas.
Anatol Stefanowitsch - Sprachpolizeiliche Ermittlungen [Video 27 min]
Viele Diskussionen und Argumente im Netz drehen sich um vermeintlich richtigen oder falschen Sprachgebrauch, wobei sich oft sprachprogressive und sprachkonservative Ansichten unversöhnlich gegenüberstehen. Stefanowitsch nimmt diese Ansichten auseinander (nicht ohne selbst Stellung zu beziehen) und zeigt, an welchen Stellen beide Seiten zuweilen Fehlschlüssen unterliegen.
Im Sprachlog wirft er auch nochmal einen interessanten Blick auf die von Lobo vorgeschlagenen neuen Begriffe für die Überwachungsthematik, und warum er andere sprachliche Frames für besser geeignet hält. Zum Thema Frames hatte er schon zur Openmind 2013 einen spannenden Vortrag gehalten, wo er unter anderem auf die Grenzen der allgegenwärtigen Metapher vom Internet als einem Ort eingeht.
Wibke Ladwig – Ein blindes Huhn ist kein Ponyhof: Mit Schabernack auf Wortschatzsuche [Video 26 min]
Wo wir gerade bei Sprache sind – vergnüglicher Talk über Wortschatz und -schätze und warum und wo man sie insbesondere auch im Netz suchen sollte.
Holm Friebe – Die Stein-Strategie: Über die Kunst, nicht zu handeln [Video 29 min]
Friebe ergänzt die vielen Appelle der anderen Vorträge mit einem gegensätzlichen Prinzip: Handle Nicht. Und erklärt, warum das eine gute Idee ist und nicht mit Trägheit verwechselt werden sollte. Erfrischend.
Nachtrag:
Michael Metz – Wo das Internet lebt [Video 27 min]
Der Radiojournalist berichtet von seiner Reise dorthin, wo das Internet tatsächlich ein Ort ist (s.o.), zumindest physisch präsent – was schon mal nicht einfach zu recherchieren war – und versucht nebenher zu ergründen, wie es diese Orte womöglich auch geprägt hat. (Dabei greift er auf viele Fotos und O-Töne zurück, die in einer ausführlichen Audioslide-Aufbereitung dieser Serie auf Arte Future verwendet wurden. Ein wunderbares Format für Portraits und Dokumentationen übrigens, das ich gerne öfter sehen würde.) Auf angenehme Weise Sendung-mit-der-Maus-artig und leicht verschmitzt.
(Und vielleicht muss ich ja nächstes Jahr doch auch mal selbst auf die re:publica, anstatt immer nur von weitem meiner halben Twitter-Timeline dabei zuzusehen.)
Wenn ich schon ein paar Stunden damit verbracht habe, solltet ihr vielleicht auch was davon haben.
Sascha Lobo – Rede zur Lage der Nation [Video 70 min]
Das kann man als Auftaktrede zur re:publica verstehen, eine echte Predigt an die Netzgemeinde, in der Lobo seiner Enttäuschung und Wut Luft macht – aber nicht nur darüber, dass die Geheimdienste das Internet kaputt gemacht haben, sondern vor allem auch über die offensichtliche Unfähigkeit der Netzgemeinde*, dem irgendetwas entgegenzusetzen, von einem positiven und konstruktiven Gegenentwurf bis hin zur Finanzierung dringend notwendiger Lobbyarbeit in punkto digitaler Bürgerrechte. Er vergleicht die Situation mit dem LBV in Bayern, der ein Vielfaches der Gelder und Ressourcen für den Vogelschutz einnimmt, um sich beispielsweise um die Bekassine zu kümmern.
Etwas anstrengender Vortrag, auch, weil Lobo selbst stark angespannt wirkt, aber sehenswert – nicht nur wie immer wegen seines Humors, sondern weil er einen Impuls gab, der offenbar in viele andere Vorträge hineinwirkte.
*: Yasmina Banaszczuk hat einen eigenen Vortrag "Get Real, Netzgemeinde" gehalten, in dem sie dem Wesen und Definition dieser Gruppe auf den Grund geht. Leider ist das Video nicht online, und der Audiostream davon akustisch so vermurkst, dass ich ihm nicht folgen konnte. Hätte ich gerne gesehen.
Felix Schwenzel – Wie ich lernte, die Überwachung zu lieben [Video 40 min]
Wie auch schon Lobo (auf den er sich natürlich mehrfach bezieht) versucht auch ix, Gedanken und Schritte zu formulieren, mit denen wir raus aus der Misere um die Überwachung und der daraus resultierenden Lähmung und Enttäuschung kommen können. Dazu vergleicht er das Internet z. B. mit dem Auto, das auch viel Zeit und technologische Neuerungen gebraucht habe, bis es so sicher, komfortabel und nutzbar werden konnte. Auch wenn ich diese Analogie eher nicht so passend finde, weil sie die machtpolitischen Ursachen des Überwachungswahns ausblendet (es gibt große Kräfte, die auch weiter wollen, dass das Internet so kaputt bleibt) – ix schafft es wie immer, gute Gedanken ausgesprochen unterhaltsam zu präsentieren.
Viktor Mayer-Schönberger – Freiheit und Vorhersage: Über die ethischen Grenzen von Big Data [Video 57 min]
Der Oxford-Professor für Internet Governance erklärt eindringlich, was Big Data ist, warum es unseren Begriff von (Lebens-)Zeit verändert und was so gefährlich und unmenschlich daran ist, aus Daten Schlüsse über das zukünftige Verhalten eines Individuums zu ziehen.
Hannah Fry - Predicting a Riot [Video 10 min]
Der Talk selbst ist leider auch nicht online, aber es gibt z. B. dieses gleichnamige Video, in dem die Mathematikerin erklärt, anhand welcher Modelle sie versucht, Muster in sozialen Unruhen zu finden und zu analysieren, die der Polizei helfen sollen, Voraussagen über Ort, Zeit und Personen der nächsten Attacken zu treffen und entsprechend entgegenzuwirken. Damit das genaue Gegenstück zum vorherigen Vortrag.
Laurie Penny – Networked Consent: Dreaming and Desire in the 21st Century [Video 57 min]
Die Journalistin und Aktivistin versucht, den Veränderungen und Möglichkeiten auf den Grund zu gehen, die das Netz heute Aktivisten und unterschiedlichsten Gruppierungen bietet. So begeistert und begeisternd ihr Vortrag irgendwie ist, ein wenig fehlte mir, worauf er letztlich hinaus wollte. Was ich außerdem nicht glaube, ist, dass unsere Form repräsentativer Demokratie erst in neuerer Zeit fehlerhaft und an vielen Stellen unglaubwürdig geworden ist. Mit Blick zum Beispiel auf Nachkriegsdeutschland im Vergleich zu heute glaube ich, dass das Netz anhand der vielen individuellen Stimmen und Geschichten nur mehr und mehr offen legt, wo unsere Machtapparate (seit jeher) nicht wirklich in unserem Sinne agieren, wo Menschen an den Folgen von Politik leiden, und dass es alle Reaktionen darauf deutlich verstärkt.
Ich glaube, anhand dieses und des vorhergehenden Beitrags insbesondere auch wahrzunehmen, wieviel verhärteter die gesellschaftlichen Fronten in Großbritannien sind – auf der einen Seite diejenigen, die rein auf die Symptome sozialer Unruhen fokussieren, und auf der anderen Seite die Enttäuschten und Wütenden, die jedes Vertrauen in Politik verloren haben.
Teresa Bücker – Burnout & Broken Comment Culture [Video 30 min]
Weiter mit dem Thema Online-Aktivismus. Einer der besten Vorträge, die ich bis jetzt gesehen habe. Die Journalistin und Social-Media-Referentin der SPD-Bundestagsfraktion geht der Frage nach, was es heißt, sich im Netz zu engagieren, warum viele dabei ausbrennen und sich zurückziehen, was Gruppen von Netzaktivistinnen tun bzw. nicht tun sollten, um breitenwirksam und schlagkräftig zu werden und wie sie der Gefahr entgehen, durch ausschließendes Verhalten mögliche Mitstreiterinnen vor den Kopf zu stoßen. Ein Appell, die eigenen Urteile über Andere immer wieder zu hinterfragen und die gemeinsamen Energien für das zu bündeln, was einem am Herzen liegt. Satz für Satz durchdacht und klug.
Lucie Höhler – History Repeating? Wenn Nerds Geschichte schreiben [Video 25 min]
Die Online-Redakteurin und Medienwissenschaftlerin spricht über Wissenschafts- und neuere Technikgeschichte, ihre Reflektion in Büchern und Filmen, und wie insbesondere Frauen darin buchstäblich unsichtbar gemacht oder marginalisiert wurden zugunsten tief verankerter Erzählmotive von männlichen Tüftlerhelden, ob als geniale Buddies oder als geniale Gegner. Spannend und ebenfalls ein Lieblingsbeitrag.
Journelle - Beyond Porn oder Die digitale sexuelle Revolution [Video 44 min]
Journelle zeigt auf, wie das Internet die Produktion und die Rezeption sexueller Inhalte von grundauf verändert hat, um warum sie das für eine positive Entwicklung hält. Zum Beispiel, weil Sexarbeiter zunehmend aus der Schmuddelecke herauskommen, Menschen sich ganz anders informieren und ihre Erfahrungen austauschen können und vor allem Frauen von diesem neuen Zugang profitieren. Nachdenkenswert – auch die Punkte in der anschließenden Diskussion, die aus dem Publikum zum Thema Jugendschutz angesprochen werden.
Eva Horn - Entlieben in Social Media [Video 43 min]
Eva Horn betrachtet, welche Konsequenzen eine Trennung von Freunden oder Partnern speziell in sozialen Medien nach sich ziehen kann, in denen man sich ja oft nicht ganz so einfach aus dem Weg gehen kann. Braucht man eine Social Media Strategy für die Zeit danach? Lustige Aufbereitung eines meist nicht sehr lustigen Themas.
Anatol Stefanowitsch - Sprachpolizeiliche Ermittlungen [Video 27 min]
Viele Diskussionen und Argumente im Netz drehen sich um vermeintlich richtigen oder falschen Sprachgebrauch, wobei sich oft sprachprogressive und sprachkonservative Ansichten unversöhnlich gegenüberstehen. Stefanowitsch nimmt diese Ansichten auseinander (nicht ohne selbst Stellung zu beziehen) und zeigt, an welchen Stellen beide Seiten zuweilen Fehlschlüssen unterliegen.
Im Sprachlog wirft er auch nochmal einen interessanten Blick auf die von Lobo vorgeschlagenen neuen Begriffe für die Überwachungsthematik, und warum er andere sprachliche Frames für besser geeignet hält. Zum Thema Frames hatte er schon zur Openmind 2013 einen spannenden Vortrag gehalten, wo er unter anderem auf die Grenzen der allgegenwärtigen Metapher vom Internet als einem Ort eingeht.
Wibke Ladwig – Ein blindes Huhn ist kein Ponyhof: Mit Schabernack auf Wortschatzsuche [Video 26 min]
Wo wir gerade bei Sprache sind – vergnüglicher Talk über Wortschatz und -schätze und warum und wo man sie insbesondere auch im Netz suchen sollte.
Holm Friebe – Die Stein-Strategie: Über die Kunst, nicht zu handeln [Video 29 min]
Friebe ergänzt die vielen Appelle der anderen Vorträge mit einem gegensätzlichen Prinzip: Handle Nicht. Und erklärt, warum das eine gute Idee ist und nicht mit Trägheit verwechselt werden sollte. Erfrischend.
Nachtrag:
Michael Metz – Wo das Internet lebt [Video 27 min]
Der Radiojournalist berichtet von seiner Reise dorthin, wo das Internet tatsächlich ein Ort ist (s.o.), zumindest physisch präsent – was schon mal nicht einfach zu recherchieren war – und versucht nebenher zu ergründen, wie es diese Orte womöglich auch geprägt hat. (Dabei greift er auf viele Fotos und O-Töne zurück, die in einer ausführlichen Audioslide-Aufbereitung dieser Serie auf Arte Future verwendet wurden. Ein wunderbares Format für Portraits und Dokumentationen übrigens, das ich gerne öfter sehen würde.) Auf angenehme Weise Sendung-mit-der-Maus-artig und leicht verschmitzt.
(Und vielleicht muss ich ja nächstes Jahr doch auch mal selbst auf die re:publica, anstatt immer nur von weitem meiner halben Twitter-Timeline dabei zuzusehen.)
[giardino, 21:56] Permalink (2 Kommentare) 3030
Freitag, 25. April 2014
Gemüse ist meine Wurst
Wir hatten uns am Karnevalswochenende entschlossen, bis Ostern kein Fleisch mehr zu essen. Fast beiläufig, weder um abzunehmen, noch aus rein ideellen oder gar religiösen Fasten-Gründen. Eher so ein: Ach, mal sehen, wie weit wir kommen. Und es war überhaupt nicht schwer. Gut, ein-zwei Mal war der Geruch von Steak oder Brathähnchen in der Kantine schon eine Herausforderung, und als die Familie zu Besuch war, hätte ich mir beinahe aus Gewohnheit beim Frühstück Leberwurst aufs Brötchen geschmiert. Aber sonst bin ich gut klar gekommen, in der Kantine wie auch zuhause oder sogar im fränkischen Restaurant oder auf Dienstreise. Der Möwe ging es nicht anders.
Für Ostern hatten wir dann Lammkoteletts und -Spießchen geplant und lange Zeit dachte ich, ich würde mich sicher danach verzehren. Pustekuchen.
Gut, das war alles sehr lecker und die Fenchelsalami nach so langer Zeit auch, aber schon der sonst geliebte luftgetrocknete Schinken ließ mich merkwürdig kalt, und auch insgesamt war da nicht viel von: ¨Boah, endlich wieder Fleisch!¨ zu spüren. (Der Möwe ging es sogar erst einmal einen Tag lang nicht so gut.) Was wohl bedeutet, dass wir einfach dabei bleiben werden und auch weiter weitgehend auf Fleisch verzichten. Nicht dogmatisch, wir werden auch weiterhin mal welches essen, und wir haben ja umgekehrt auch vorher schon viel und gerne fleischlos gekocht. Aber irgendwie hat sich offenbar gerade unser Default gedreht, von: selbstverständlich Wurst und Schinken im Haus und regelmäßig Fleisch als Hauptmahlzeit, hin zur Ausnahme. Und ich weiß, mit wievielen guten Argumenten ich mich jetzt brüsten könnte, aber das wäre geheuchelt, denn es geschieht gerade ganz ohne besonderen Idealismus, im wahrsten Sinne des Wortes bauchgetrieben. Mal gucken, wohin das führt. Jedenfalls spannend, wie sich manchmal Dinge im Laufe der Zeit schleichend verschieben.
Für Ostern hatten wir dann Lammkoteletts und -Spießchen geplant und lange Zeit dachte ich, ich würde mich sicher danach verzehren. Pustekuchen.
Gut, das war alles sehr lecker und die Fenchelsalami nach so langer Zeit auch, aber schon der sonst geliebte luftgetrocknete Schinken ließ mich merkwürdig kalt, und auch insgesamt war da nicht viel von: ¨Boah, endlich wieder Fleisch!¨ zu spüren. (Der Möwe ging es sogar erst einmal einen Tag lang nicht so gut.) Was wohl bedeutet, dass wir einfach dabei bleiben werden und auch weiter weitgehend auf Fleisch verzichten. Nicht dogmatisch, wir werden auch weiterhin mal welches essen, und wir haben ja umgekehrt auch vorher schon viel und gerne fleischlos gekocht. Aber irgendwie hat sich offenbar gerade unser Default gedreht, von: selbstverständlich Wurst und Schinken im Haus und regelmäßig Fleisch als Hauptmahlzeit, hin zur Ausnahme. Und ich weiß, mit wievielen guten Argumenten ich mich jetzt brüsten könnte, aber das wäre geheuchelt, denn es geschieht gerade ganz ohne besonderen Idealismus, im wahrsten Sinne des Wortes bauchgetrieben. Mal gucken, wohin das führt. Jedenfalls spannend, wie sich manchmal Dinge im Laufe der Zeit schleichend verschieben.
[giardino, 01:23] Permalink (5 Kommentare) 4255
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